1844 -
Leipzig
: Kollmann
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Pfund. Um solche vor Constantinopel zu schaffen, bedurfte er
der Hülfe von 60 Ochfen und 450 Menschen, von denen sie
200 auf den Seiten im Gleichgewicht erhalten mußten, und 250
vorausgeschickt wurden, zu ihrem Fortbringen die Wege zu ebe-
nen und zu sichern.
Ganz anders sah cs dagegen in Constantinopel aus. Allen
furchtbaren Zurüstungen der Türken zum Trotze, beharrten die
Griechen in ihrer unbegreiflichen Gleichgültigkeit. Zwar Constan-
tin selbst mißkannte nicht, was ihm bcvorstand, und flehte den
Pabst (Nicolaus V.), Vereinigung der griechischen mit der rö-
mischen Kirche versprechend, um Hülfe an. Dadurch aber nichts
gewinnend, erbitterte ec vielmehr die Priester, wie das Volk.
Als der päpstliche Legat, Cardinal Isidorus, in Constantino-
pel erschien und Beistand unter den vorgeschlagenen Bedingun-
gen versprach, verbanden sich die Mißvergnügten mit schwär-
merischen Mönchen, lieber Unterwerfung unter den türkischen
Scepter fordernd, als Verbindung mit Rom. Die latei-
nischen Priester wurden gröblich mißhandelt, zu Tode gesteinigt.
Die Einwohner selbst zerrissen sich noch überdies, ärgerlicher
Glaubensstreitigkeiten wegen, in Parteiungen, und während alles
für sie verloren schien, stritten sie über die Lehre vom Ausgange
des heiligen Geistes, über das ungesäuerte Brod im Abendmahle,
die Beschaffenheit des Fegefeuers und des Lichts aufthabor. Diese
für hochwichtig geachteten Untersuchungen beschäftigten die Ver-
blendeten mehr, als jede furchtbare Zurüstung des Feindes vor
ihren Thoren; und so ward es dem cdeln Constantin zur Unmög-
lichkeit, das drohende Unwetter abzuwenden. Nachdem er daher
noch alle mit der Ehre verträglichen Mittel des Friedens erschöpft,
beschloß er, männlichen Sinnes, der alten Römer würdig, den
hoffnungslosen Kampf. — Durch Annahme der Anträge
des Sultans zur Räumung der Stadt, hätte er die Gnade des
Furchtbaren erkaufen, sich ein knechtisches Wohlleben sichern
können — ihm däuchte besser, zu sterben, eingedenk des römi-
schen Namens und der alten Herrlichkeit seines Reiches, eingedenk
des Tribunals der Mit- und Nachwelt. —
Die Eroberung der einst so stolzen Kaiserstadt schien unter
diesen Umständen keine besonderen Schwierigkeiten zu haben, und
Mohamed brannte vor Begier, sich in ihren Besitz zu setzen.
Dennoch fanden sich größere Hindernisse, als er Anfangs gedacht