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1. Bd. 2 - S. 74

1844 - Leipzig : Kollmann
der Knabe den Ritter an. „Was wollt ihr von mir?" fragte er. — „Ihr geht mit mir ohne Weigerung, oder ich nehme eure Leiche mit!" war die Antwort. Entsetzt über diese fürchter- liche Drohung, fuhr der Prinz in die ihm dargcrcichten Kleider und folgte willig Kaufungen zum Fenster, aus welchem dieser, feinen Raub auf dem Arme, hinaus und die Leiter hinunter stieg. Mosen folgte, wie er glaubte, mit dem zweiten Prinzen. Albert aber hatte sich in der Angst unter der Decke versteckt, ohne den, mit ihm in einem Bette schlafenden jungen Barby zu wecken. In der Eile und durch ein Geräusch im Schlafgcmache der Chur- fürstin erschreckt, ergriff Mosen, weniger kühn als Kaufungcn, statt des Prinzen den Grafen und brachte diesen, der noch halb schlaftrunken war, nach. Erst als sie unten auf den Felsenstücken standen, gewahrte Kunz den Irrthum. — Sogleich übergiebt er den Prinzen Ernst seinen Gefährten, ersteigt mit unerhörter Kühn- heit noch einmal das Schloß, zieht den von Todesangst gefol- terten Albert unter dem Bette hervor, heißt ihn einige Beklei- dung Überwerfen, umfaßt ihn alsdann und trägt so auch diesen glücklich, wie seinen Bruder, die Leiter hinab. Der Tumult und das Lärmen, vor und in dem Schlöffe, hatten die Churfürstin aus dem Schlafe geweckt. Eine bange Ahnung, erregt durch einen Traum in der Nacht vor der Abreise ihres Gemahls, beängstete im Augenblicke des Erwachens das mütterliche Herz mit gedoppelter Stärke. Es hatte ihr geträumt, ein wildes Schwein wäre mit der größten Wuth in den fürst- lichen Garten cingebrochen und hätte darin mit seinen langen Hauern die Wurzeln zweier schöner Ahornbäume unterwühlt; jeder Stoß des grimmigen Thiers habe ihr gräßliche Schmerzen verursacht, bis endlich ein Bär gekommen scy und den Eber nie- dcrgeworfen hätte. — Wie unbedeutend dieser Traum an sich auch war und wie wenig er irgend Jemanden jetzt beunruhigen würde, so bedeutungsvoll erschien er dagegen in einem Zeitalter, wo Wahrsager, Zeichen- und Traumdeuter noch eine so gewichtige Rolle spielten. — In der vorgefaßten Meinung also, cs sey dadurch ein ihrem Hause bevorstehendes Unglück angekündigt, springt sie, das Geräusch vernehmend, schnell vom Lager, ruft ihren Kammerfrauen und stürzt gegen die Thüren — findet diese aber von außen verschlossen. Angstvoll eilt sie an'ö Fenster und gewahrt hier den Raub ihrer Kinder. Sie reißt es auf und ruft
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