1. Bd. 2
- S. 98
1844 -
Leipzig
: Kollmann
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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dcrt Personen ein prächtiges Gastmahl. „Den Prälaten und
Edeln ließ er jedesmal drei Gerichte vorsetzen, und das zwanzigmal
hinter einander. Da sah man güldene Häuser, güldene Thürme
und güldene Berge anfsetzcn, da flogen lebendige Vögel darinne
zum Schauesten. Auch wurden lebendige Fische aufgetragcn.
Alle Gefäße waren golden oder silbern, darin stunden Pfauen,
Schwane und Hühner in ihrer Gestalt, mit ihren Federn, die
doch gekocht waren, daß man davon estcn konnte. Etliche Spei-
sen waren auch also zugerichtet und gebacken, daß man ganze
gewappnete Männer in goldenen und silbernen Gefäßen auftrug,
davon zu essen.
Als Graf Eberhard mit dem Barte im Jahre 1474
zu Aurach seine Vermahlung feierte, wurden bei vicrzehntausend
Menschen gefpciset und aus einem Brunnen lief in drei Röhren
Wein, Jedermann Preis gegeben.
Im Jahre 1500, beim Beilager des Churfürsten Johann
von Sachsen zu Torgau mit der Prinzessin Sophia von
Meklenburg wurden, acht Lage lang, täglich eilf taufend
Personen köstlich bcwirthet und 1200 Pferde gefüttert.
Ungemein prächtig war der Krönungsaufzug des Papstes
Leo X. (1512); er kostete hundert tausend Ducaten. Eben so
verschwenderisch tractirte der Cardinal Augustin Gigi eines
Tages den Papst sammt dem ganzen heiligen Collegium, und ließ
nach aufgehobener Tafel alle silberne Tifchgefäße in die Tiber
werfen.
Als König Heinrich Iv. von Frankreich mit Maria Me-
dici im Jahre 1600 zu Lire Beilagcr hielt, schenkte er ihr einen
Halsschmuck, 200,000 Kronen werth, und ein Brusttuch, das
100,000 Kronen kostete; desgleichen für 200,000 Kronen Werth
Ringe und andere Kleinodien. „Der Brautrock der Königin war
ein braun güldenes Stück, dessen Schwanz sich auf fünfzehn
Ellen erstreckte und mit lauter goldenen Lilien besetzt war, darin
sie glänzte, wie die Sonne in den Wolken, weil sie überdies