1. Bd. 2
- S. 120
1844 -
Leipzig
: Kollmann
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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fern Haupt schmückte ein eben so prächtig verzierter, „güldener"
Hut. Auf der Brust hing ihm das goldene Fließ und am Arme
der Hosenband-Orden, ein Geschenk seines Schwagers, des
Königs Eduard Iv. von England. Vor ihm her gingen zwölf
Ehrenherolde und vierundzwanzig Trompeter. Sämmtliche Ritter
seines Gefolges erschienen geharnischt; ihre Pferde waren mit
stählernen Decken behängt, über welche dünne, durchsichtige Gold-
stoffe mit silbernen Schellen gebreitet waren. „Dies verursachte
-— wie ein älterer Geschichtschreiber sich darüber ausdrückt —
bei der Bewegung dieser edlen Thiere das anmuthigste Geläute,
welches mit dem kriegerischen Tone der Trompeten lieblich abwcch-
selte. Das Pferd des Herzogs trug ein Hauptgesteü, dessen
Werth auf scchzigtauscnd Gülden geschaht ward. Glänzender
mag wohl im ganzen Mittelalter keine Zusammenkunft gewesen
seyn! Es waren aber auch der vornehmste und der reichste Herr
ihrer Zeit, so selbige hielten."
Die Achtung, welche man Karl dem Kühnen bezeigte, war
eines künftigen Königs würdig. Er wollte, als er sich dem
Kaiser näherte, vom Pferde steigen; Friedrich aber gab, da er
dies merkte, seinem weißen Hengste die Sporen, sprengte gegen
Len Herzog heran, reichte ihm freundschaftlich die Hand und
verbat seine Höflichkeit, worauf dann Karl seinen Hut abnahm
rund sich so tief gegen jenen verneigte, wie es seine Stellung
ttuf dem Pferde erlauben wollte. ■— Die Burgunder und Nieder-
länder bewunderten der Deutschen schöne und lange gelbe Haare,
Hei diesen hingegen erregten Karls und der Scinigcn übermäßige
.Pracht Empfindungen der Eifersucht und Mißgunst.
Einige Tage hierauf gab der Herzog dem Kaiser, allen
Rcichsfürstcn und fremden Gesandten ein so glänzendes Mahl,
daß der Ruf davon sich über ganz Deutschland und Frankreich
verbreitete. Der Luxus, der Reichthum der goldenen und silber-
nen Gefäße, der Schimmer der Kleidungen, der Aufwand der
Bcwirthung, überstiegen jeden, hinsichtlich der Pracht europäisch-
fürstlicher Höfe damals gehegten Begriff. Fugger, in seinem
„Spiegel der Ehren des Erzhaufes Oesterreich" beschreibt dies Alles
folgendermaßen: „Der Herzog führte den Kaiser und den Erz-
Herzog, denen die Andern nachfolgten, in einen Palasifaal, dessen
Wände mit goldenen und seidenen Teppichen, darein die Histo-
likn von Troja und Jasons goldenem Felle (Fließ), mit Bil-