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1. Bd. 2 - S. 383

1844 - Leipzig : Kollmann
383 welche er besaß, mangelte ihm gerade die wichtigste — die Negierungskunst. In den ersten Jahren seines Herrschens kümmerte Heinrich sich wenig um die Geschäfte, überließ solche seinen Ministern und gab sich statt dessen seiner Neigung zu prunkvollen Vergnügungen hin. Hoffeste, Turniere und Prachtgelage folgten einander in raschem Wechsel. Der Hof schien ganz verwandelt» Die von sei- nem geizigen Vater lang verschlossenen Schätze öffnete der lebens- lustige Sohn, streute davon mit vollen Händen aus, und es währte nicht lange, so waren die Neichthümer größtentheils verschleudert. Unter denen, welche sich den Neigungen des Königs anschmieg- Lcn und dadurch seine Gunst erlangten, stand der Graf von S u r- ry oben an. Ein anderer Minister, der Bischof Fox von Min ehester, eifersüchtig auf das größere Vertrauen , welches jener genoß, glaubte ein sicheres Mittel gefunden zu haben, ihn zu verdrängen, indem er einen jungen Geistlichen, Namens Wol- fe y, bei dem Könige einführte, der mit einer einnehmenden Bil- dung, hoher Klugheit und mannigfaltigen Kenntnissen die Kunst, sich beliebt zu machen, in einem solchen Grade verband, daß man ihn unwiderstehlich nennen konnte. Auch fesselten diese Vorzüge den König bald so an ihn, daß Fox nun wohl einsah, er habe durch seinen Empfohlenen nicht bloß den Nebenbuhler, sondern auch sich selbst entbehrlich gemacht. Schnelles und heftiges Auftodcrn jeder Leidenschaft war charakteristisch bei Heinrich. Er liebte mit eben dem llngestüm, wie er haßte, und kannte in der Begünstigung seiner Freunde eben- so wenig Mäßigung, wie in der Verfolgung feiner Feinde. Wol- sey, der Sohn eines Schlächters aus Ipswich, ward aus einem munteren Tischgenossen bald der Vertraute aller königlichen Geheim- nisse, ja, der unumschränkte Beherrscher des Monarchen. Umsonst warnte Fox diesen, er möchte zufchen, daß der Diener nicht grö- ßer würde, als der Herr. Der Günstling stieg von einer hohen Würde, im Staate wie in der Kirche, zur andern. Zu dem crz- bischöstichen Stuhle von Port, den er gleich Anfangs eingenom- men, wurden ihm noch mehrere andere verliehen; selbst der Papst glaubte sich einen so vielgeltenden Mann verbinden zu müssen und erhob ihn zum Cardinal, endlich auch zu seinem Legaten in England. Eitelkeit und Prunksucht verleiteten den zu einer so schwindelnden Höhe Emporgestiegenen, sich mit einer wahrhaft
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