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1. Bd. 5 - S. 314

1845 - Leipzig : Kollmann
314 — eines großen See's hat. Jetzt von allen lästigen Fesseln befreit und fern von der drückenden Nahe des Vaters, wollte Friedrich das Glück genießen, wovon ihm aus den Schriften der Dichter und Wcltwei'sen ein reizendes Ideal vorfchwebte. Unstreitig wa- ren das auch in vielfacher Rücksicht die glücklichsten Jahre seines Lebens. Ec las die besten Geistcswerke der Griechen und Römer und der Franzosen und studirte die Philosophie; er hielt eine ausgesuchte Tafel, wo der Genuß der Speisen durch witzige Unterhaltung gewürzt ward. Dazu kam ein gewählter Kreis geistvoller Freunde und Genossen. „Wir sind unser — schreibt Friedrich an du Han — eine Mandel Freunde, welche zurück- gezogen die Annehmlichkeiten der Freundschaft und die Süßig- keiten der Ruhe genießen. Es scheint mir, daß ich vollkommen glücklich seyn würde, wenn Sie sich uns in unserer Einsamkeit anschließen könnten. Wir kennen keine heftigen Leidenschaften und wir befleißen uns nur, von dem Leben Gebrauch zu machen." Den Vater ganz zu befriedigen, erschien des Kronprinzen Regiment auf den Musterungen als eines der bestez'ercirtcn in der Armee. Von Rhcinsberg aus erstattete er dem Könige fast täg- lich Bericht über geworbene Rekruten, erlegte Schweine und angehörte Predigten, und aus der Holländcrei und dem Garten lief manch willkommenes Geschenk, ein Paar schöne Kälber oder Truthähne, Melonen, früher Spargel, Blumenkohl re. in die Berliner Schloßküche ein. — An Verdrießlichkeiten fehlte cs indeß auch hier nicht. Es gab Leute, die ihren Vortheil dabei fanden, die Abneigung des Königs gegen den Kronprinzen zu erhalten. „Es hat hier — schreibt Friedrich an einen Freund—. diese verflossenen Tage neues Aergcrniß gegeben. Man hat Mittel gefunden, dem Könige einzuflüstern, daß ich ein Mensch ohne Religion scy. — Sie wissen, daß die Beschuldigung vou Irreligion die letzte Zuflucht der Verleumder ist, und daß dies nur so viel heißt, als: cs ist nichts mehr zu sagen. Der König ist in Hitze gerathen; allein ich hielt mich ganz stille; mein Regi- ment hat (auf dem Paradeplatze) Wunder gethan, und die Fer- tigkeit in den Handgriffen, ein wenig Mehl auf den Kopf der Soldaten gestreut, über sechs Fuß hohe Leute und viele Rekru- ten, waren stärkere Beweisgründe, als die meiner Verleumder." Um sich die Gunst des Vaters in dieser Beziehung zu erhalte», hatte Friedrich sich in bedeutende Schulden gesteckt, da er die großen
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