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1. Bd. 5 - S. 319

1845 - Leipzig : Kollmann
319 welchem Beispiele auch Schlesien folgte. So war die Lage der Dinge, die der Tod Karls Vi. herbeigeführt hatte. Friedrich Ii. hatte schon als Kronprinz mit bitterem Unmuthe die Geringschätzung ertragen, mit der die größeren Machte Euro- pa's den kleinen König von Preußen behandelten. Nicht genug, daß man ihn bei wichtigen Angelegenheiten ganz überging; cs war sogar an andern Höfen Ton, verächtlich von ihm zu sprechen. Man nannte seine Macht eine Scheinmacht, seine Offiziere Ez'crzier- meister, ihn selbst einen Helden, der seine Waffen stets spanne und nie losdrücke. Und in der Thal war der preußische Staat, der durch die Eitelkeit Friedrichs I. den Titel eines Königreichs erhalten hatte, ein Gebäude, das nicht, wie die übrigen Staaten, auf den reellen Grundpfeilern einer Nationalität oder Ländermaffe ruhte; es war ein Mittelding zwischen einer wirklichen und schein- baren Monarchie, trug den Namen eines unabhängigen König- reichs und beruhte doch größtentheils auf beii in das Rcichsband verstochtenen Ländern. — Friedrich beschloß, das Wesen seiner Monarchie zu entscheiden. Er wendete seine Blicke auf das Haus Oesterreich, namentlich auf Schlesien, in welchem vier Für- stenthümer, Jägerndorf, Brieg, Liegnitz und Wohlau, vermöge alter Ansprüche des Hauses Brandenburg, ihm Gelegen- heit boten, den Kampf nicht ursachlos zu eröffnen. Nachdem Friedrich seinen Plan, dessen Gelingen ihm Oester- reichs Schwäche (das durch den Tod des Prinzen Eugen auch seinen ersten Feldherrn verloren hatte) und das im Westen gegen dasselbe zu erwartende Ungewitter wahrscheinlich machten, reiflich durchdacht hatte, schritt er ungesäumt zur Ausführung. Sein Vater hatte ihm einen Schatz von 8,700,000 Thalern und 76,ooo Mann der wohlbewchrtcsten Krieger hinterlassen. Mit solchen Hülfsmitteln glaubte er, ohne Bundesgenossen sein Unter- nehmen ausführcn zu können. Er begab sich Anfangs Novembers nach Berlin und ließ die Armee mobil machen, deren Bestim- mung jedoch ein Geheimnis; blieb. Indeß hielt er es doch für angemessen, einen Versuch zur friedlichen Verständigung mit dem Wiener Hofe zu machen. In dieser Absicht schickte er den Gra- fen Götter nach Wien, um der Königin von Ungarn zu erklä- ren, daß der König ihr für die gänzliche Abtretung von Schle- sien seinen Beistand gegen alle ihre Feinde anbiete, welche ihre Erbfolge angreifen würden, ihr auch sogleich zwei Millionen
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