1. Bd. 7
- S. 60
1845 -
Leipzig
: Kollmann
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
— 60 —
Nach der Schlacht bei Dragochan hatte Georgekis die Trüm-
mer der Armee gesammelt und den Kampf noch eine Weile fort-
gesetzt, wenn gleich ohne Erfolg in der Hauptsache und gleichsam
nur in der Absicht, nicht mit Schimpf, sondern mit Ruhm zu
enden. Er warf sich in die Moldau und vertheidigte sich hier, mit
wenigen Getreuen, fünf Monate lang wider die zahlreichen Os-
manen, immer von ihnen verfolgt. Endlich, nachdem er ihnen
Taufende getödtet, ward er von dem Bischof von Romano ver-
rathen, mit fünfhundert der Seinigen in das feste Kloster Seko
bei Niamts gelockt und endete, nachdem er sich hier noch fünf
Tage ohne Lebensmittel vertheidigt, indem er sich mit acht seiner
Getreuen in einem Thurms, seiner letzten Zuflucht, in die Lust
sprengte. Einen ahnlichen ruhmvollen Ausgang fand ein anderer
Anführer, der Hetarist Athanasios von Agrapha, Dieser zog
sich mit 450 Griechen, von einem starken türkischen Corps verfolgt,
bis an denpruth zurück, vertheidigte sich bei Wardein drei Tage
lang heldenmüthig und durchschwamm, als seine Munition er-
schöpft war, mit der Halste der Seinigen denpruth, worauf ihn
die russischen Vorposten in Empfang nahmen. Somit hatte die
Jnsurrection in der Moldau und Walachei für dieses Mal ihr
Ende erreicht; die Sache selbst, der dieselbe dienen sollte, konnte
zum Glück durch den schlechten Ausgang nicht mehr unterdrückt
werden, da Vpsilanti's Bewegung in der Moldau den Aufstand
in Griechenland selbst schon zur Entscheidung gebracht hatte.
Die Unbesonnenheit des phanariotischen Fürsten Monist,
der im Marz 1821 einen von Vpsilanti an ihn gerichteten Brief
aus Furcht dem Dtvan mittheilte, brachte die Türken so in Wuth,
daß sich die Schreckensscenen der ersten Christenverfolgung erneuer-
ten. Der Brief ward gedruckt, in allen Moscheen verlesen, und
der Pöbel der Hauptstadt auf jede Weise gegen die aufrührerischen
Rajah's entflammt. Der Patriarch in Constantinopel, Grego-
rius, erhielt Befehl, einen geistlichen Bannbrief auszufertigen,
den Fluch über Michael Suzzo, den rebellischen Hospodar der
Moldau, über Alexander Ypsilanti und alle diejenigen aus-
zusprechen, welche an dem Aufstande gegen die Pforte Theil ge-
nommen. Sowie die Sachen standen, konnte die hohe grtechi-
sche Geistlichkeit sich der Erfüllung dieses Befehls nicht entziehen.
Die Aufrührer wurden daher als Feinde der Ruhe und Ordnung
verflucht, und der Bannbrief ward, außer von dem Patriarchen,