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1. Bd. 7 - S. 269

1845 - Leipzig : Kollmann
— 269 — die Bürger zum Waffendepot der Communalgarde, in dessen In- nern sich Linien-Infanterie und Dragoner befanden, welche be- reits einen Angriff des Volks zurückgewiesen hatten. Sie ließen jedoch die wohlgekleideten Bürger einzeln herein, welche sich sodann mit Waffen versahen und nun, Patrouillen bildend, die Stadt durchzogen; sie wurden aber bald selbst angegriffen, und von den wüthenden Haufen, welche sich ihrer Waffen bemächtigen wollten, um gegen die Soldaten zu kämpfen, wieder zur Kaserne zurück- gedrängt. Die Masse vor derselben wuchs mir jedem Augenblick, und die Truppen erklärten, daß sie das ihnen anvertraute Depot auf das Nachdrücklichste vertheidigen würden. Die hier verfam- melten Bürger legten darauf die Waffen nieder und wollten durch eine Seitenthür das Haus verlassen, sich unter das Volk mischen und so dasselbe zur Ruhe zu bringen suchen; aber sie hatten sich kaum entfernt, als ein Fenster eingeworfen wurde, das Thor auf- fuhr, Schüsse sielen und Blut vergossen ward. Das Volk stürzte wüthend vor; das Haus wurde erstürmt, Waffen und Munition erobert. Glücklicher Weise drangen eine große Anzabl Bürger zugleich mit dem Pöbel hinein, so daß dieser nicht allein sich der Gewehre bemächtigen konnte. Gegen eils Uhr des Morgens erschien eine Proclamation des Magistrats, welche die Aufhebung der dem Volke sehr verhaßten Mahlsteuer ankündigte, und alle Bürger einlud, für die Erhal- tung der 'öffentlichen Sicherheit zu wachen; es war das Verspre- chen hinzugefügt, die Wünsche des Volkes sollten Gegenstand einer ernstlichen Prüfung sein, und die billig befundenen ohne Verzo- gern erfüllt werden. Um Mittag durcheilten immer starker wer- dende Bürgerpatrouillen die Straßen der Stadt, stellten sich fec- tionsweise auf und bemächtigten sich der Posten für die kommende Nacht. Die Truppen zogen sich nach dem königlichen Palast, wo sich die Garde concentrirte, zurück, oder gingen, auf jeden Widerstand verzichtend, in ihre Kasernen. Es sielen nur noch wenige Schüsse. — Gegen drei Uhr Nachmittags wehte die alte brabantische Fahne, roth, orangengelb und schwarz, von dem Rathhause. Die königlichen Wappenschilder mit der Orange- kokarde waren von dem Volke überall weggenommen worden. Der Pöbel beschäftigte sich jetzt mit Zerstörung sammtlicher Ge- rüste, die zu einer großen Illumination für das Geburtsfest des Königs bestimmt waren, und zündete auf den Grasplatzen zwi-
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