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1. Bd. 3 - S. 108

1844 - Leipzig : Kollmann
108 Schottland für recht und heilig galt. An die Sitten eines Ho- fes gewöhnt, der für den üppigsten und verderbtesten in Europa gelten konnte, fand ihr Hang zu Sinnengenüssen bei ihren Un- terthanen in demselben Maße Anstoß, als ihr der finstere Ernst der Schotten zuwider war. Noch weit mehr Anlaß aber zu gegenseitiger Unzufriedenheit und zum Mißtrauen gab die Religion. Maria war von Kindheit an in dem blindesten Glauben an die römisch-katholische Lehre erzogen worden; in Schottland dagegen hatte, noch che die Königin dort angekommen war, die Refor- mation den vollständigsten Sieg davon getragen. Im Jahre 1560 ward von einem Parlament das ihm vorgclegte Glaubensbekcnnt- nkß der Protestanten, welches sich fast gänzlich an die Lehren Calvins hielt, bestätigt und zugleich erklärt, daß der Papst in Schottland künftig weder Macht, noch Gerichtsbarkeit haben solle; ja, es belegte das Anhören einer Messe für das erste Mal mit Einziehung der Güter, für das dritte Mal mit Todesstrafe. Und alles dieses that das Parlament nicht nur ohne alle Rücksicht auf die Religion seiner Königin, sondern auch, ohne auf die ihr nach der Verfassung zustehende Verweigerung dieser Beschlüsse zu achten. — So gespannt waren die Gemüther, als Maria in ihrer Hauptstadt ankam und sogleich Vorbereitungen treffen ließ, um am nächsten Sonntage in ihrem Schlosse Messe lesen zu lassen. Welch ein Entsetzen für die eifrigen Reformirten, die den Götzendienst, wie sie cs nannten, zurückkehren saheni Jo- hann Knox, ein exaltirter Theologe, äußerte in einer Predigt, er fürchte sich weit mehr, zu hören, daß eine Messe im Königreiche gehalten würde, als das; zehntausend gewaffnete Feinde darin gelandet scyen, um ihre Religion zu unterdrücken. Schon rührte sich der Haufe, den Gottesdienst der Königin gewaltsam zu hin- dern. Als die Bilder, Gefäße, Kerzen und was zur Pracht des katholischen Ritus gehört, in die Hofcapelle getragen wurden, bemächtigte sich ein Mensch aus dem rohen Haufen der Kerzen und zerbrach sie, während Andere schon Miene machten, den Bil- dern und Gefäßen ein gleiches Schicksal widerfahren zu lassen; nur die Dazwischenkunft einiger Gemäßigten verhinderte es. Der katholische Gottesdienst im Schlosse blieb ungestört. In den Augen der Geistlichen aber war dieses ein Stein des Anstoßes. Sie predigten öffentlich gegen den „Götzendienst" und gegen die Königin, und bestritten deren Rechte, da sie eine Abgötterin sey.
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