1. Bd. 3
- S. 320
1844 -
Leipzig
: Kollmann
- Autor: Fortmann, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
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Bei Bern sich Bei' Abt beklagte, die Untersuchung und Bestrafung
dieses Vorgangs dem Herzog von Baiern, Maximilian, dem
sie nicht zukam, übertragen worden, und als dessen Gesandte
schimpflich zurückgewiesen waren, über Donauwörth die Acht aus-
gesprochen. Hiernach hatte Herzog Maximilian die Stadt'ero-
bert (im December 1607), sie zu einer baier'schen Landstadt um-
gewandelt und ihr den katholischen Glauben aufgedrungen. Die-
ses Verfahren gegen eine protestantische Reichsstadt, sowie die
Aeußerung der Katholiken auf dem Reichstage zu Regensburg
(1008), daß sie an den Religionsfrieden sich nicht gebunden ach-
teten , bewog die Protestanten, nach alter Sitte sich zu vereinen
und auf Betrieb des Churfürsten von der Pfalz, Friedrich Iv.,
zu A h a u se n im A n s p a ch i sch e n einen neuen Bund zu schließen,
der den Namen U n i o n erhielt (4. Mai 1608). Dagegen schlos-
sen die katholischen Fürsten unter dem Herzog von Baiern (zu
Würzburg, 10. Juli 1609) ihrerseits einen Bund, welcher die
Ligue genannt wurde, „zur Aufrechthaltung der alten Religion
und Verfassung des Reichs." Beide Bunde traten drohend gegen
einander, und einen Anlaß zu offenem Kampfe schien ihnen der
damals entstandene Jülich'sche Erbfolgestreit zu geben.
Als nämlich mit dem Tode Johann Wilhelms, Herzogs
von Jülich, Cleve, Berg, Mark, Ravensberg und Ravenstein,
der Mannsstamm desselben erloschen war (25. Marz 1609), mach-
ten der Churfürst von Branden bu rg, der Pfalzgraf von
Neuburg, der Pfalzgraf von Zweibrücken und der Mark-
graf von Burgau, die insgesammt mit Schwestern des ver-
storbenen Herzogs vermahlt waren, dann das Haus Sachsen,
wegen einer ihm vom Kaiser Friedrich Iii. ertheilten Anwart-
schaft, Anspruch auf die erledigten Lander. Durch feierliche Ver-
träge war die Unzertrennlichkeit derselben festgesetzt; aber Herrsch-
sucht und Religionseifer spotteten der Verträge. Es war von
großer Entscheidung, in welche Wage, ob in die katholische oder
protestantische, ein so reiches Erbe fiele. Churbrandenburg
und Pfalz neu bürg kamen ihren Mitbewerbern zuvor. Sie
bemächtigten sich (31. März 1009) jener Länder und verbanden
sich, als auch das Haus Oesterreich sie an sich bringen wollte,
zum einstweiligen Gemeinbesitze (10. Juli 1010). Für sie bewaff-
nete sich die Union, Frankreich und Holland; gegen sie erhob
sich die Ligue. Ein wilder Krieg drohte auszubrechen, und schon