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1. Bd. 4 - S. 470

1845 - Leipzig : Kollmann
470 zu denen, die im Saale versammelt waren, mit den Worten: „Ihr Herren, die Stadt Ulm ist unser und meine Leute haben sich derselben bemächtigt." Aber die Staatsräthe konnten ihre traurige Bestürzung kaum verbergen. Ohne darauf zu achten, crtheilte Maze sogleich Befehl, in Ulm große Vorräthe von Le- bensmitteln zu sammeln und machte sich mit ansehnlicher Ver- stärkung auf den Weg dahin. Umgeben von seinen Feldherren und Leibwachen, alle prächtig gekleidet, er selbst, im rokhen Klei- de von goldenen Borten schimmernd, ritt unter dem donnernden Gruffe der Walle in Ulm ein, leutselig mit abgezogenem Hute durch die Menge des Volks. Sein Hauptquartier nahm er jedoch nicht in der Stadt, sondern in dem nahen Dorfe Offenhausen. Die Nachricht von dem Ucbcrfallc und der Einnahme einer so bedeutenden Festung verursachte im ganzen Reiche das größte Erstaunen, nirgend aber mehr, als am Kaiserhofe. Leopold ver- sammelte sogleich seinen Staatsrath, um über die Maßregeln ge- gen den gefährlichen Fürsten die Meinung seiner Minister zu ver- nehmen. Verschiedene von ihnen riethen zu schnellen gewaltsa- men Mitteln, che der Brand weiter freste. Noch aber erlaubte der Rest von Leopolds Zärtlichkeit gegen den abtrünnigen Eidam ihm nicht, durch die Waffen zu erzwingen, was er noch immer in Güte zu erhalten hoffte. Er selber schrieb an Maz': „Nie Hab' ich vcrmuthet, die Zeit zu erleben, daß ich von meinem Eidam und so nahen Verwandten angegriffen werden sollte. Eure Licbden kennt die Beschlüsse des Reichs. Ehe das Aeußer- ste geschieht, laß, ich diese väterlich warnende Mahnung voraus- gchen, Ihr Vaterland nicht in's Verderben^ z« stürzen, sondern Xi l m in den vorigen Stand zurüekzustellen. Ich weiß die ihnen von Frankreich versprochenen Belohnungen. Ob es Ihnen aber bei Zeitgenossen und Nachwelt zum Ruhme gereichen werde, um derentwillen das Reich in innere Unruhe, Ihr Volk in's Unglück zu stürzen; ob Ihnen die Krone Frankreich treuer Wort halten werde, als cs andere und größere Mächte gcthan haben würden, lehre die Zeit. — Diese übel angebrachte Nachsicht setzte den Kaiser jedoch bald in große Verlegenheiten. Um den Churfürsten in der Treue zu erhalten, hatte Ludwig einen Gesandten Namens Nicourt nach München abgcordnet, einen feinen und beredten Mann. Dieser, mit großen Vollmach- ten versehen, wiederholte alle Verheißungen seines Königs,
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