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1826 -
Emden
: Woortman
- Autor: Gittermann, Rudolph Christoph
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Ostfriesland
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Vierte Periode.
festen Burg verschlossen und keinen Eingang. Theda's
kampflustige Schaar belagerte die Burg. Inmittelst
kam auch Enno heran, Rache schnaubend ob der Un-
bill, die seinem gräflichen Hause widerfahren war.
Er verlangte den Drosten zu sprechen und sich mit ihm
wegen seines vorgeblichen Versprechens zu verständigen.
Engelmann kam aus der Burg auf den damals eben
gefrornen Schloßgraben. Am diesieitigen Ufer stand
Enno, mit dem Verführer seiner Schwester im heftigen
Wortwechsel begriffen. Da zieht sich Engelmann schnell
zurück in seine Burg; Enno, von Zorn entbrannt,
rennt in voller Rüstung ihm nach, über den gefrornen
Graben. Das Eis bricht und unerrettbar versinkt der
Erzürnte in die Tiefe, — So findet ein Ritter des
heiligen Grabes, der ferne Länder und Meere glücklich
und wohlbehalten durchzogen war, in einem kleinen
Burggraben seines Vaterlandes den Tod!
Unbegränzt war der Schmerz des mütterlichen Her-:
zens der Gräfin Theda; denn große Hoffnungen hatte
sie sich von diesem frommen Sohne gemacht. — Nach
Aushebung der Leiche aus dem- Graben wurde die Be-
lagerung der Friedeburg eifrigst fortgesetzt. Engel-
mann, der sein Schicksal nach dem gerechten Unwillen
der erzürnten Gräfin leicht abwägen konnte, nahm bei
nächtlicher Weile, geschützt von den Flügeln der Fin-
sterniß, die Flucht. Die leichtsinnige Almuth ward,
nach der Uebcrgabe der Burg, mit zwei Kammermäd-
chen in einem Schlupfwinkel des Schlosses entdeckt,
nach Aurich abgeführt und von dort nach der Feste
Greetsyhl in sichere Verwahrung gebracht, woselbst
sie, nach einem verunglückten Versuch, sich durch die
Flucht in Freiheit zu setzen, in tiefer Einsamkeit ihr
unglückliches Leben vertrauerte. — So empfindlich
strafen Leichtsinn und unbesonnene Liebe sich selbst.