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1826 -
Emden
: Woortman
- Autor: Gittermann, Rudolph Christoph
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Ostfriesland
i42 Fünfte Periode.
Einige kleine Irrungen und Streitigkeiten zwischen
den beiden evangelischen Kirchen in Ostfricsland abge-
rechnet, ging die erste Halste des siebenzehnten Jahr-
hunderts ziemlich ruhig vorüber; dagegen war die zweite
Halste und besonders das siebente und achte Jahrze-
hend desselben desto stürmischer. In Leer mußten sich
die Lutheraner und in Norden die Reformirten, jedoch
nur außerhalb der Stadt- und in Emden wiederum
die Lutheraner die ungehinderte Ausübung ihres Got-
tesdienstes erst erstreiten. Jedoch ward der luthe-
rischen Gemeine an letzternl Orte bloß vcrstattet, in
einem Privathause ihren Gottesdienst Zu halten - und
erst unter der Preußischen Regierung erhielt sie be-
ständige Prediger und eine besondere Kirche. Diese
Reibungen entzündeten einen Geist der Unduldsamkeit,
der überall Ketzereien witterte und nothwendig auf die
religiöse und sittliche Bildung des Volks sehr nachthci-
lig einwirken mußte, wozu die vielen in Ostfricsland
sich einschleichenden Schwärmer, Quaker, Seher und
Wahrsaget daö Ihrige beitrugen.
So trat die Kirche aus dem sicbcnzehntcn in das
durch den Pietismus seltsam bewegte achtzehnte
Jahrhundert über, und wenn Zwar mitunter einzelne
Heller denkende und edelgesinnte Männer aufstandcn und
einem bessern Geiste Bahn zu machen suchten, so wu-
cherte doch der von Pietisten und Fanatikern ausge-
strcuete Saame so furchtbar fort, daß vor der Hand
die Gestaltung der protestantischen Kirche zu einer
wahrhaft evangelischen nur unter die fronunen
Wünsche zu gehören schien. Der Blick in die Vergan-
genheit konnte, in mehr als einer Hinsicht, das christ-
liche Gcmüth nur betrüben; was unter dem Sccpter
des gefürchteten Friedrichs Ii. die Zukunft bringen
würde — stand zu erwarten.