1837 -
Meurs
: Rhein. Schulbuchh.
- Autor: Kappe, Ernst
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
§. 47. Kaiser Karl V.
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burgische Confession) dem Kaiser übergeben und vorgclesen.
Durch diese und andere Schriften wurde Luthers Lehre weit um-
her verbreitet, besonders segensreich war es, daß 1534 die Bi-
bel vollständig übersetzt war, und nun in vielen tausend Erempla-
ren gedruckt wurde. Da wurde sie mit großer Begierde gelesen.
Abends nach der Arbeit setzten sich die Leute zusammen, einer
las vor, die andern horten zu; die Weiber hatten in den Spinn-
stuben das neue Testament vor sich, und wußten Gottes Wort
besser, als die Mönche, die sic überreden wollten. Das Lesen der
heiligen Schrift wirkte tief auf die Herzen der Menschen und be-
wirkte erst recht eine große Verbreitung der Reformation, manche
fromme Lehrer erklärten es auch dein Volke, das meilenweit dar-
nach ausging, und Luther arbeitete unermüdet im Dienste des
Herrn fort bis an seinen Tod. Im Jahre 1546 starb er in sei-
ner Geburtsstadt Eislebe ft, tief betrauert von allen denen,
welchen der Herr durch ihn die Augen geöffnet hatte. Er wurde
in der Schloßkirche zu Wittenberg begraben. Seine Frau, eine
geborne Katharina von Bora, überlebte ihn mehrere Jahre.
§. 47. Kaiser Karl V. (1519 — 1556.)
Kaiser Karl V. besaß außer dem deutschen Reiche auch
noch Spanien, die Niederlande, beinahe ganz Italien und Amerika.
'Er war also ein mächtiger Fürst und hätte mithin, nach mensch-
lichen Aussichten, die Ausbreitung des Evangeliums im deutschen
Reiche wohl müssen hemmen können. Aber er konnte cs nicht,
denn Gott hinderte ihn, und erweckte ihm zuerst zwei mächtige
Feinde, den katholischen Franzosenkönig Franz I. in Westen und
den muhamedauischen Türkenkaiser in Osten. Beide bennrnhigten
ihn fast immerwährend, wenn sie dabei auch gleich den Kürzern
zogen. Nach Luthers Tode brach aber des Kaisers Feindschaft
wider die Protestantischen Fürsten in Hellen Flammen hervor. Er
rückte in das Churfürstenthum Sachsen ein, besiegte den Chur-
fürsteu Johann Friedrich bei Mühlberg, führte ihn gefangen
mit sich herum, und zog nach Wittenberg. Man zeigte ihm Lu-
thers Grab. Sein General, Herzog Alba, rieth: „Man lasse doch
den Erzketzer ausgraben und verbrennenl“ aber der Kaiser ant-
wortete : „Luther steht jetzt vor seinem Richter. Er bleibe in
Ruhe! Ich führe nicht mit den Todten Krieg, sondern mit den
Lebendigen!" Nachher bekam er auch den Landgrafen von Hessen
in seine Gewalt, und hatte denn so den beiden Hauptfürsten
der Protestanten ihre Macht und Freiheit genommen. Das Chur-
fürstcnthum Sachsen schenkte er dem Herzog von Sachsen, Mo-
ritz, der an seinen Glaubensgenossen zum Verräther geworden
war und dem Kaiser geholfen hatte. Nachher aber erwachte dem
Moritz das Gewissen wieder auf. Er sammelte ein Heer, über-