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1. Deutsche Gedichte für den Geschichtsunterricht - S. 50

1865 - Erfurt [u.a.] : Körner
50 7. <?ie steigen von den Gäulen, die Herrn vom Löwenbund, Sie stürzen auf d''e Feinde, thun sich als Löwen kund. Hei! wie der Löwe Ulrich so grimmig tobt und würgt! Er will die Schuld bezahlen, ec hat sein Wort verbürgt. 8. Wen tragt man aus dem Kampfe, dort auf den Eichenstumpf? „Gott sei mir Sünder gnädig!' — er stöbnt's, er röchelt's dumpf. £> königliche Eiche, dich" har der Blitz zerspellt! O Ulrich, tapfrer Ritter, dich hat das Schwert gefällt! 9. Da ruft der alte Recke, den nichts erschüttern kann: „Erschreckt nicht! der gefallen, ist wie ein andrer Mann. Schlagt drein! die Feinde stieben « — er ruits mit Donnerlaut; Wie rauscht sein Bart im Winde! hei wie der Eber haut! 10. Die Städter han vernommen das seltsam listge Wort. „Wer flieht? ' so fragen alle, schon wankt es "hier und dort. Das Wort hat sie ergriffen gleich einem Zauberlied, Der Graf -und seine Ritter durchbrechen Glied auf Glied. 11. Was gleißt und glänzt da droben und zuckt wie Wetterschein? Das ist mir seinen Reitern der Wolf von Wunnenstein. Er wirft sich auf die Städter, er sprengt sich weite Bucht: Da ist der Sieg entschieden, der Feind in wilder Flucht. 12. Fm Erntemond geschah es, bei Gott, ein beißer Tag! Was da der edlen Garben auf allen Feldern lag! Wie auch so mancher Schnitter die Arme sinkenläßt! Wohl halten diese Ritter ein blutig Sichelsest. 13. Noch lange traf der Bauer, der hinterm Pfluge ging, Auf rostg'e Degenklingen, Speereisen, Panzerrrng, Und als man eine Linde zersägt und niederstreckt, Zeigt sich darin ein Harnisch und ein Geripv versteckt. 14. Als nun die Schlacht geschlagen und Sieg geblasen war, Da reicht der alte Grerner dem Wolf die Rechte dar: „Hab Dank, du tapfrer Degen, und reit mit mir nach Haus, Daß wir uns gütlich pflegen nach diesem harten Strauß." 15. „Hei! — spricht der Wolf mit Lachen — gefiel euch dieser Schwank? Ich stritt aus Haß der Städte und nicht um euren Dank. Gut' Nacht und Glück zur Reise! es steht im alten Recht." Er spricht's und jagt von dannen mit Ritter und mit Knecht. 16. Zu Döffingen im Dorfe, da hat der Graf die Nacht Bei seines Ulrichs Leiche, des einzgen Sohn's, verbracht. Er kniet zur Bahre nieder, verhüllet sein Gesicht, Ob er vielleicht im Stillen geweint, man weiß es nicht 17. Des Morgens mit dem Frohsten steigt Eberhard zu Roß, Gen Stuttgart fährt er wieder mit seinem reis'gen Troß: Da kommt des Wegs gelaufen der Zuffenhauser Hirt: „Dem Mann ists trüb za Muthe, was der uns bringen wird?" 18. „Ich bring euch böse Kunde: nächt ist in unsern Trieb Der gleißend' Wolf gefallen, er nahm so viel ihm lieb." Da lackt der alte Greiner in seinen grauen Bart: „Das Wölflein holt sich Kochfleisch, das ist des Wölfleins Art." 19. Sie reiten rüstig fürder, sie sehn aus grünem Thal Das Schloß von Stuttgart ragen, es glänzt im Morgenstrahl, Da kommt des Wegs geritten ein schmucker Edelknecht: „Der Knab will mich bedrucken, als ob er Gutes brächt." 20. „Ich brnrg euch frohe Mähre: Glück zum Urenkelein! Antonia hat geboren ein Knäblein, hold und fein." Da hebt er hoch die Hände, der ritterliche Greis: „Der Fink hat wieder Samen, dem Herrn sei Dank und Preis >" v. Uhland (geb. 1787, gest. 1862).
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