Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Deutsche Gedichte für den Geschichtsunterricht - S. 63

1865 - Erfurt [u.a.] : Körner
63 7. Nun tritt er zu den Seinen; o wie die Frau erschrickt, Da sie ihn reisefertig und so bewehrt erblickt: Sie schließt sich an ibn schmerzlich, heiß küßt sich Mund auf Mund, In heißen Thränen thut sie die namenlosen Schmerzen kund. 8. Er spricht: „Es muß geschieden in Gottes Namen sein!" „So nehmet doch zur Stärkung," sagt sie, „das Mahl noch ein!" Er drauf: „Wir dürfen länger verweilen uns nicht mehr: Doch reiche etwas Weines uns noch zu einem Trünke her!" 9. Sie einen Krug herreichend, sagt: „Trinket den, er mag Der letzte sein des Weines, den uns am Hochzeitlag Marx Röust, der Bürgermeister, verehrt beim Hochzeitmahl Und uns den Ehrenbecher damit gefüllt das erste Mal.« 10. „So sei auch er getrunken aus diesem Kelche gar!" Sagt Zwingli. Und sie reichet den wohlverwahrten dar. Und er bis zu dem Rande gießt aus die reine Fluth, Den Wohlgeruch der Blüthe, das edle dunkelrothe Blut. 11. Und nun erhebt voll Inbrunst das Aug' er himmelwärts, Dein höchstes Gottvertrauen verklärt den tiefsten Schmerz, Und spricht: „Du, der du ewig in uns'rer Mitte bist, Du reichest diesen Kelch uns, du unser Heiland Jesus Christ; 12. Wir woll'n wie du ihn trinken, er ist dein Geist und Blut, Dein Zod und Auferstehen durchströmen uns mit Muth. Trinkt Alle! Dieser Kelch nur kann unser Tröster sein, Und allen Trostes Fülle flößt er uns unerschöpflich ein!" 13. Er trinkt ihn aus und füllt ihn, reicht ihn dem Sohn und Weib: „Getränkt srnd wir auf ewig zu Einem Geist und Leib!" So spricht er, und so küffenhich Weib und Kind und Mann Mit Schmerzen und mit Liebe, die euch kein Mund ersagen kann. 14. Es fallen Zwingli's Freunde zur recht' und linken Hand; Noch steht er vor dem Banner, doch Blut trieft sein Gewand; Die wildesten der Söldner wie drängen sie herbei Auf ihn und an das Banner mit blutgierigstem Geschrei! 15. Wie stark er da und hurtig der Hiebe sich erwehrt, Der Lanzen und der Schwerter, auf Haupt und Brust gekehrt! Nun aber treffen Speere ihn tief von unten auf, Er sinkt, dock fort sich wehrend, rafft er zum zweiten Mal sich auf. 16. Doch nun von allen Seiten stürmt Uebermacht herbei. Mit Wuth und Mordgebrülle, mit Hohn und Siegsgeschrei; Klein ist die Schaar der Züricher, die hier noch widersteht, Die Straße sucht zu decken, die zu dem Mönchenbühle geht. 17 Hier sinkt an Zwingli's Seite noch mancher tapfre Mann: Sein Schwager Bernhard Reinhard, Herr Wirz, sein Tochtermann, Die Ryschach, Sohn und Vater, nach ritterlicher Wehr, Von Winterthur der Schultheiß und seine Bürger um ihn her. 18. Am Birnbaum lehnet Zwingli, der hart am Wege steht, Scharf bluten ihm die Wunden und seine Kraft vergeht; Und eben, wie er Freunden noch einspricht Trost und Muth, Stürmt neu der Steine Hagel zerschmetternd ihm den Eisenhut. 19. Sein Haupt ist schwer getroffen, er stürzt am Baume ein, Ein Stephanus gesteinigt. „Was Unglück sollt' es sein!" Ruft ec noch aus, das Letzte, was er hinieden spricht, „Den Leib wohl mögt ihr töoten, die Seele tobtet ihr mir nicht I" Îi. <S. Fröhlich (geb. 1796).
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer