1834 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Hempel, Carl Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
- Inhalt Raum/Thema: Reformation
Gregorius.
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gekrönt habe, und sie sahen überhaupt die Fürsten nur als
ihre ersten weltlichen Beamten an. Der Kaiser Otto ein
sehr muthiger, kriegerischer Fürst, wurde im I. 962 von
dem Papste gegen einen feindseligen König in Italien zu
Hülfe gerufen. Otto siegte und erneuerte dabei seine Rechte
auf Rom, ließ durch Bifchöffe einen untauglichen Papst vor-
fordern und absetzen, verwies ihn und ließ einen andern
Wahlen, der ihm zwar huldigte, aber nach seiner Entfer-
nung immer wieder untreu wurde. Otto suchte überhaupt
sich um das Christenthum verdient zu machen, indem er in
Meissen, Merseburg, Zeiz, in Brandenburg Bisthümer
und in Magdeburg ein Erzbisthum stiftete, das der Papst
bestätigte. Nur übertrieb er seine Freigebigkeit gegen den
Lehrstand, daß er ihm ganze Grafschaften und Landesbezirke
schenkte, wodurch die angesehensten Lehrer Fürsten wurden,
durch die er sich freilich auch Beistand gegen die mächtigen
weltlichen Reichsstande zu verschaffen gedachte, aber sie wur-
den dadurch mehr politische Streiter, als nützliche Kirchen-
lehrer. Sein Cohn Otto Ii. und sein Enkel Otto Iii. ver-
loren in Italien ihr Leben, und einer seiner Nachfolger Hein-
rich Iv. unterlag ganz in dem Kampfe mit dem Papste.
§. 15.
Papst Gregoriuö Vii. vorher Hildebrand
genannt. 1073— 1085.
Dieser schlaue und in seinen Entwürfen unbewegliche
Mann ist der wahre Gründer der Hierarchie (geistlichen Herr-
schaft). Er suchte die Kirche, die allerdings von der welt-
lichen Macht oft in ihrer Freiheit und in ihren Rechten beein-
trächtiget worben war, frei und selbstständig zu machen, ja
das Zeitliche und Weltliche ihr als Verwalterin des Geistli-
chen und Ewigen zu unterwerfen. Er strebte daher den Für-
sten allen Einfluß auf die Wahl des Papstes und der Bifchöffe,
die freilich häufig mit groben Mißbräuchen und Fehlgriffen
verbunden war, und namentlich das Recht der Investitur,