1834 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Hempel, Carl Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
- Inhalt Raum/Thema: Reformation
Die griechische Kirche.
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§. 20.
Die griechische Kirche.
Unter den Patriarchen der morgenländischen Kirche, die
wir §. 8 und 9. erwähnt haben, bestanden die in Constanti-
nopcl am längsten im Kampfe gegen die römischen, mußten
aber endlich doch nachgeben. Es gab unter ihnen gelehrte
und thätigc, aber auch herrsch - und rachsüchtige Menschen,
und bei ihren oft blutigen Streitigkeiten, wobei die Kaiser
bald auf diese, bald auf jene Seite traten, so wie durch
bürgerliche Unruhen gerieth das Reich in Verfall; Perser,
Araber und andre Völker verheerten es. Der Kaiser Justi-
nianus (627 — 565) suchte ihm aufzuhelfen, und wenn er
nicht geradeso hohe Eigenschaften hatte, als er sich zutraute,
so ersetzten dieß treue, treffliche Gehülfen. Seine Feldher-
ren, Belisarius, welchen er sehr nndankar behandelte, und
Narses führten glückliche Kriege, und der Rechtslehrer Tri-
bonianus brachte mit andern Gelehrten ein Gesetzbuch zu
Stande, das noch jetzt Wichtigkeit hat und Corpus Iuris
heißt. Auch brachten unter Iustinians Regierung Mönche
den Seidenbau mit einigen Seidenwürmern nach Griechen-
land, von da er nach beinahe 600 Jahren in Italien und in
andern Gegenden bekannt wurde. Er wurde vorher in Sina
und Ostindien betrieben, und man wußte in Europa gar
nichts von seiner Beschaffenheit. Justinian suchte sich auch
verdient zu machen durch Herstellung des Friedens in der
Kirche, durch Verbreitung der Religion, durch Unterdrük-
kung der Ketzereien, ob er gleich nicht den Ruf der Rechl-
gläubigkeit hinterließ. Er mischte sich überhaupt zu vie- in
die theologischen Händel, versäumte darüber seine eigentli-
che Regentenpflichten und that darüber eine Menge Fehlgriffe.
Sein schönstes Denkmal war die Sophienkirche in Constan-
tinopel. Der Altar glänzte von Gold und Silber, und alles
war so prachtvoll, daß Juftiuianus bei der Einweihung, wo
er sie selbst zum ersten Male betrat, ausrief: Gott allein
die Ehre! Ich habe dich überwunden Salomo!