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1. Geschichte der Reformation - S. 113

1834 - Leipzig : Dürr
Der Anfang der Reformation. 113 immer leere päpstliche Schatzkammer, auch wohl Aussteuern der Verwandten verschlangen das Beste. In Deutschland verpachtete Leo den Ablaß gegen die Halste an denerzbischoff von Mainz, der auch Geld brauchte, und nun seine Kramer ausschickte. Johann Tezel, ein Dominikaner, der schon einmal als schamloser Ehebrecher vcrurtheilt war, in einen Sack gesteckt und ersauft zu werden, aber freigelassen wurde und in Rom sich Absolution verschaffte, übernahm dieses Geschäft in Sachsen. Er war einer der unverschämtesten Mäkler, ließ seine Schandschriften an die Kirchthüren an- schlagen, stellte in den Kirchen ein großes, rotbes Kreuz mit dem päpstlichen Wappen auf, empfahl dann von der Kanzel seine Waarc, reichte den Käufern die Ablaßzcttel, die gleich- sam Quittungen waren, daß man nun von Sünden losge- sprochen sey, und nun warf man den Judaslohn in den Ablaßkasten. Bei den pomphaften Aufzügen wurde die Bulle, oder päpstliche Verordnung, in Sammt und Goldstoff ge- bunden, vor dem Ablaßprediger hcrgetragen und das unwis- sende Volk strömte zahlreich herbei, staunte und — zahlte. Sein Spruch war: „So bald das Geld im Kasten klingt, so bald die Seel' in Himmel springt." Sein Ablaß sollte so kräftig seyn als das Kreuz Christi, selbst der heilige Pe- trus könne nicht mehr von der Strafe entbinden als er; ja wer die heilige Jungfrau gemißhandelt habe, könne durch ihn Verzeihung erhalten. In Freiberg im Erzgebirge hatte er in zwei Tagen 2000 Gülden zusammen gebracht. Die Sünde der Vielweiberei kostete sechs Dukaten, Kirchenraub und Meineid neun, ein Mord acht, eine Zauberei zwei. Ein Edelmann schlug jedoch Tctzeln mit seinen eignen Waffen, indem er sich Ablaß kaufte für künftige Sünden, darauf Tezeln den Geldkasten unterwegs abnahm, ihn noch prügelte, und lachend ausrief: Das eben ist die Sünde, die ich begehen wollte. Tezel hielt sich einen Bedienten, drei Pferde und führte auch zwei Kinder von sich mit herum. Monatlich er- hielt er außer freier Kost 90 Goldgülden (ü uthaler), eine große Summe bei dem damaligen Preise der Lebensmit- tel, indem der Dresdner Scheffel Korn 5 Groschen, eine 8
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