1834 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Hempel, Carl Friedrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule
- Inhalt Raum/Thema: Reformation
m i>v*m achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert. 263
Diesem Mißbrauch der Freiheit und ihren Folgen glaubte
Friedrichs des zweiten Nachfolger Friedrich Wilhelm H. durch
enge Beschränkung dieser Lehrfreiheit vorzubeugen. Er
selbst, ein gutgesinnter Regent, ließ sich von seinem Minister
von Wöllncr, der auch Theologie studirt hatte, und von
andern Umgebungen überreden, daß ein strengeres Festhal-
ten an allen alten kirchlichen Lehrbestimmungen, über welche
man zum Theil weit mildere, und der Bibel, nach einer fort-
geschrittenen bessern Erklärungsweise, auch entsprechendere
Ansichten hatte, am sichersten den alten Glauben und religiö-
sen Sinn zurückbringen werde. Es erschien 1787 ein Neli-
gionsedikt, nach welchem man sich genau an die symbolischen
Bücher binden sollte; die Lehrbücher und alle theologischen
Schriften kamen unter eine scharfe Censur; es wurde ein
neuer Katechismus verfertigt; alle Lehrer wurden, wenn sie
von der Vorschrift abwichen, mit dem Verluste ihres Amtes
bedroht und es wurde auch wohl hier und da Strenge aus-
geübt. Allein laßt sich auch bei dem Militär - und in bürger-
lichen Verhältnissen Gehorsam erzwinge n: da, wo es auf
eigne Ueberzeugung ankommt, vermögen nur Gründe und
eine freie Prüfung, Annahme oder Verwerfung derselben,
Festigkeit und Treue zu erzeugen. Ja Zwang in dem, was
man als sein eigenthümlichsies Recht ansieht, bringt nur um
desto mehr Widerwillen hervor, oder bildet Heuchler, die siel-
äußerlich nach der Vorschrift richten, im Stillen aber dar-
über lachen; auch wohl, wie es so oft der Fall war, die
andern würdigern Lehrer verkleinern, verketzern und ver-
drängen. Die Commissarien, die das Alte Herstellen sollten,
richteten nur wenig aus; sie wurden zum Theil schimpflich
verjagt. Der König wurde von abergläubischen und betrü-
gerischen Menschen wohl gar gcmißbraucht; doch die Besorg-
niß, daß in Preußen die Freiheit des Protestantismus leiden
dürfte, verschwand bald, der freimüthige Sinn war schon
Volkssache geworden. Sicher steht jene Freiheit unter dem
jetzigen ehrwürdigen Oberhaupte des königlich preußischen
Hauses. Friedrich Wilhelm Iii. sprach bei dem Antritt seiner
Regierung ,797 die erhebenden Worte: „Ich erkenne es für