1826 -
Erfurt
: Müller
- Autor: Benicken, Friedrich Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Güter für sich behalten und nicht, — der Billigkeit
und fürstlichen Pflicht gemäß, — zur Bildung und Un-
terstützung seiner Unterthanen hingegeben hatte. Was
damit geschehen, ist oben gesagt worden.
Eben so dürfte die Wiederaufnahme der Juden
in die Marken eher durch den Mangel an Betriebsam-
keit unter den Christen als durch des Kurfürsten Geld-
noth veranlaßt worden sein. Daß sie für den Schutz,
welchen der Landesherr gegen die Stände, besonders
gegen die Geistlichkeit, ihnen kräftig angedeihen ließ,
ihm Gold und Silber für die Münze steuerten, war
eben so billig als den Finanzen ersprießlich. Der jü-
dische Münzmelster und Wucherer Lippold aber möchte
wohl den treulosen Dienern bekgezahlt werden müssen,
die zu allen Zeiten ihrer Gebieter Vertrauen gemiß-
braucht und im Namen wie auf Rechnung derselben
Unthaten verübt haben. Auf allen Fall ist es unlöb-
lich, einen Theil seiner Schuld auf den Kurfürsten
zu werfen.
Das Münzedkkt, die Bauten, Kanal-Anlagen
und wenn auch eben nicht erfolgreichen Bergbau,
Versuche des Kurfürsten zeugen, nebst den Edikten
über Manufakturen, Handel und Weinbau, immer
für dessen redliches Streben, die Hülfsquellen des
Landes ergiebig zu machen, die Betriebsamkeit seiner
Unterthanen anzuregen und Ordnung in das Münz-
wesen wie in den Handel und Wandel zu bringen.
Durch ihn wurde Berlin der Mittelpunkt des Handels
mit dem Auslande; die von ihm bewirkte bessere
Schiffbarkeit der Spree und eine zweckmäßige Anlage
von Gränzzöllen beförderten den Durchgangshandel und
mehrten die Einnahmen. Als Beweis für den wach-
senden Wohlstand der Städter dient der von den Geist-
lichen damaliger Zeit wie von einzelnen Geschichtschrei-
bern unsrer Tage höchst unbillig angcfcindete Aufwand.
Wo Handel und Gewerbe blühen, das Geld in ra-
schem Lauf durch des Staates Adern rollt, da macht
das Gepräge der Dürftigkeit auch schnell und überall
den äußeren Zeichen des behaglichen Wohlstandes Platz.
Anders zwar ist cs da, wo unächter Flitter wirk-
liche Armuth täuschend verdeckt, der Bürger sein Geld
öffentlich aus dem Fenster wirft und daheim mit den