1826 -
Erfurt
: Müller
- Autor: Benicken, Friedrich Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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litt!, Staaldwlrthschaft und Kriegskunst zugleich mit
denen der Philosophie erforscht, die Seichen der Zeit
aufgesucht, erkannt und gewürdigt, einer großen Lauf-
bahn in aller Art die Wege bereitet wurden, das ahneten
freilich kaum S u h m und Voltaire, geschweige denn
die Minister und Beichtväter an den Höfen zu Wien
und Versailles. Ja, gleichwie in Berlin und Rheins,
berg mancher,, des alten strengen Gebieters müde, sich
im voraus auf joviales Hofleben oder großen Einfluß
bei der so freundlich ausgehenden Herrschersonne freute,
so harrte wohl auch mancher Hof auf allerlei Brosa-
men von der reichen Erbschaft, sobald sie aus den
Händen des hartherzigen Sparers übergehen würde in
den Besitz eines lockeren Vergeuders. Also geschah
es, daß alle Welt sich bei Friedrichs Thronbestei-
gung getäuscht fand, und er allein, der in des Lebens
harter Zucht frühzeitig klar, fest und beharrlich Ge-
wordene, sich deutlich bewußt war, was er könne
und wolle.
Kaum hatte Friedrich Ii. aus der Hand fei« 3*. Mai
nes sterbenden Vaters die Krone empfangen zugleich *74°
mit einem folgereichen Beispiels von der Weise, in
welcher ein König auch außer dem Schlachtfeld eines
Heldentodes sterben kann, — als er im lebhaften Ge-
fühle der Nothwendigkekt, das gesunkene Ansehn sei-
nes Reiches in der Meinung des Auslandes herzustel-
len, die ererbten Mittel und Schätze klüglich anwen-
dete, und mit Hilfe derselben zu Maßregeln schritt,
welche kund gaben, wie sehr es ihm Ernst sei, Preu-
ßens Stellung unter den unabhängigen Mächten mit
Nachdruck zu behaupten.
Schon im ersten Monate seiner Regierung trat Iun. 174»
Friedrich als Beschützer des Landgrafen von Hessen-
Kassel gegen die Ansprüche des Kurfürsten von Mainz
auf einen Theil der von jenem ererbten Grafschaft
Hana u mit Nachdruck auf, und vermittelte die bis
zur Androhung von Gewalt gediehene Irrung gütlich.
Dieser Fall, der einzige wahrend des Königs langer
Regierung, wo er sich für das Interesse Anderer in
eine deutsche Rechtsangelegenheit gemischt hat, bewei-
set zur Gnüge, daß ihm daran gelegen war, sich im
ersten Austreten bemerkbar zu machen.