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1. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 10

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
—»-»^>5-08 1 0 t Was die Volksversammlung im Großen, war die Gauversammlung im Kleinen, und von dieser mag es glaublicher erscheinen, daß sie alle Neu - und Boll-Monde stattfand. Das Volksgebict bestand aus Gauen und entstand durch Verbindungen, durch Eidgenossenschaften der Gaubewohner mit andern, durch Manneicn, die, wenn ganze Völkerstämme zu gemeinschaftlicher Wehrverfassung sich vereinigten, Heer- manncicn wurden: denn anfangs waren die deutschen Stämme, wie sie aus Familien und Geschlechtern erwuchsen, an Zahl nur schwach. Aber bei steigender Zahl trennten und bei Gefahr von außen verbündeten sie sich wieder, der alten Abstammung eingedenk. Der Gau war älter, als das Volk. Ein großer Gau zerfiel wieder in Centen (nicht eben 100 Höfe, wie die Römer um des centum willen gedacht haben mögen, obwohl auch das Wort Hundrcde in England und Hundschaftcn am Rheine sich erhalten hat) oder Markgenossenschaften. Jeder solchen Abtheilung stand, wie der Hausvater seiner Familie, ein frei gewählter Beamter für Krieg und Frieden vor, welcher unter dem Namen Graf später vorkommt, und wahrscheinlich auch ein Priester. Im Gaugerichte scheinen die Eentrichter des Gaurichters Beisitzer oder Schöffen gewesen zu sein, so wie die Gauvorstehcr des Königs in den Volksver- sammlungen. Solche Beamte genossen keinen Vorzug, als den des größcrn Ver- trauens, und schwerlich andere Einkünfte, als welche, wie auch dem Könige, durch freiwillige Geschenke oder den Antheil an dem Büßgelde zu Theil wurden. Kein Gegenstand ist indcß schwieriger zu beurtheilen, als die Religion der alten Deutschen, indem nur Weniges Allen gemeinsam war, vielmehr das Meiste einzel- nen Stämmen und Stammvcrbinduugen angehörte, auch schwer auszuscheiden ist, was in der Deutschen Glaubcussystcm erst durch Griechen und Römer hineingctragen worden ist. Die nationaleren Quellen, die Edda's, geben mehr das Religionssystem des germanisch - scandinavischen Nordens. Das, was, nur in sehr verschiedenen Formen, allen Naturreligionen — im Gegensatz der Offenbarungen — gemeinsam ist, der Gestirn- und Feuer-Dienst, scheint die Deutschen aus früher» östlichen Ursitzen auf ihren Wanderungen nach Westen begleitet zu haben. Hier trifft das rein menschliche Bedürfniß, etwas Höheres und Mächtigeres zu glauben und zu verehren, mit dem Sichtbaren und Nützlichen zusammen. Cäsar schreibt den Ger- manen Gestirn- und Elcmcntcn-Dienst, Sol, Vulcan und Luna, eine Licht- und Feuer-Trinität zu, in welcher man sogar einen die schnellere Annahme des Christcn- thums begünstigenden Umstand hat finden wollen. Tacitus nennt Tuisko, den Erstge- bornen, der von allen gemeinschaftlich verehrt worden sei. Dann läßt er die meiste Verehrung dem Mercur zu Theil werden, welchem selbst Menschen an gewissen Tagen geopfert wurden, während man dem Mars nur Thicre zu schlachten pflegte. Bei de» Suevcn aber werde die Isis verehrt. (Auch Caftor und Pollup, Hercules, Odysseus werden als Götter oder Heroen angeführt.) Man sieht, das sind nach Deutschland hincin- getragcnc, wegen einiger Aehnlichkeiten ihnen angcdichtetc Namen. War Tuisko ein Sohn der Erde, so war gewiß diese Göttermutter auch ein Gegenstand der Ver- ehrung, sie mag nun Hertha oder Nerthum (Nährthum?) geheißen haben oder mit der schwedischen Hauptgottheit Niördr an der Seeküstc verwandt gewesen sein. Es sind Spuren verschiedener, auch binnenländischcr Verehrung dieser Erdenmutter (Isis?) vorhanden; aber ein Hauptheiligthum, dem sie ihre öftere Gegenwart schenkte, war in einem heiligen Haine auf einer Mccrcsiusel (Rügen, wahrschein- licher Seeland). Jenen Hain, wo auch der mit zwei Kühen bespannte und mit einem Schleier verhüllte Wagen der Gottheit stand, durfte nur ein ihr gewidmeter Priester betreten. Er verkündigte dann ihre Erscheinung im Hciligthume und ihren Besuch bei den Menschen, und wo sie erscheint, ist cs Fest- und Freuden-Tag, ist Alles feierlich geschmückt, der Krieg verstummt vor ihrem Gottesfrieden, das Schwer: bleibt in der Scheide, Ruhe und Friede ist überall, bis der Priester seine Gottheit
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