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1. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 84

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
unmittelbar vor den König (zum höheren und besten Rechte/ wie cs später hieß). In den königlichen Pfalzen, unter denen in Deutschland Nimwegen, Ingelheim, Frankfurt, Regensburg, Tribur, vor allen aber Aachen berühmt waren (welches Letztere Karl wegen der warmen Bäder sehr liebte), stand der König dem Hofe und dem Staate gleichsam als Hausvater, die Königin als Hausmutter vor. Neben ihnen die Söhne. Das Kriegswesen behielten sich noch die Karolinger ausschließlich vor. Unterschied zwischen Hof- und Reichsämtern fand noch nicht Statt. Die Beam- tenstellen wurden mit Beneficien besoldet, und so betrachtete man endlich das Amt selbst als Lehen. Sehr gefährlich für die Freiheit war, daß man den Grafen erlaubte, in ihrem Amtsbezirk Eigenthum zu erwerben. Die Freien, die ihr Gut nicht willig opferten, wurden durch Kriegsdienst so lange geplagt, bis sie völlig verarmten. Den Gefügigen aber sprach man frei. Gegen die immer häufiger» Versuche, die Beneficien in erblich Eigenthum und Alode zu verwandeln, hatten die Missen pflichtmäßig einzuschrciten. Mitunter wurden auch wohl Weltliche mit geistlichen Pfründen bedacht, wie die Laienübte (abbar.omes), wenn sonst eben kein Bencficium dem Getreuen zu vergeben da war. So standen die Beamten auch noch in höherem Wehrgclde, genossen für ihre Beneficien manche Befreiungen und hatten Antheil an den Strafgefällen, wenn sie Richter waren. Die Finanzen standen miter dem camerarius (Kümmerer). Die Staatscasse zahlte blos das Kriegsgeräth, die fränkische Schaar (denn der Heerbann und Vasall dienten unentgcldlich), die Gesandtschaften und die königliche Hofhaltung und zog aus den Forsten, Zöllen, Münzschaß, Domainen, Strafen ihre Zuflüsse. Die Geschenke (wie es zu gehen pflegt) wurden jetzt schon gefodert und ausgeschrieben. Wie sehr sich Alles änderte, zeigt der Umstand, daß unter Karl und Ludwig selbst die Großen, die den König anredetcn, ihm die Füße küssen mußten. Die Zahl der Dienstbaren mehrte sich ungeheuer, und nur an der Dienstbarkeit schien die Ehre zu haften. Schon die großen Vasallen suchten sich wieder Vasallen zu verschaffen, und selbst Adelige kommen in diesem Verhältnisse vor. Am liebsten nahm man, außer beiin Könige, Dienstbarkeit bei den Kirchenfürsten. Sich und sein Gut unter den Schutz einer Kirche zu stellen, wurde immer mehr Sitte, und bald wußte die Kirche ihren Mann so zu schützen, daß das Sprichwort aufkam: „unterm Krummstab sei gut wohnen." Bald unterschied man deutlicher neben den Vasallen die Ministerialen, die anfangs auch noch, nur nicht ausschließlich, wie die Vasallen, dem Kriegsdienst sich widmeten, später aber vorzugsweise Civilverwal- tungsstcllen von Gütern, Zöllen, Jagden u. s. w. hatten. Kein Stand hat aber sich schneller und höher hinaufzuarbeiten gewußt, als der geistliche. Er hatte an Landbesitz, an Zahl, an Einfluß und an Rechten zuge- nommen, nur eben nicht in gleichem Maße an Sittlichkeit. Die Masse der Schen- kungen an die Kirche nahm zu; die Lehre, daß man dadurch sich eine Stufe in den Himmel baue, wucherte reichlich. Und die Kirche theilte nichts wie der Staat, ihren Besitz, sie mehrte ihn nur. Karl hatte in Sachsen eine Menge neuer Bis- thümer gegründet oder wenigstens die Orte und Sprengel derselben bestimmt. So Münster, Osnabrück, Paderborn, Minden, Verden, Bremen, Elze (Hildesheim) und Halberstadt. Nicht minder wichtig, besonders für die Wissenschaft, wurde das von Adelhard zu Eorbei gegründete Kloster, wo auch der fromme Mönch Anscharius mit einigen Brüdern sich entschloß, das Christenthum den Dänen zu predigen: ein Mittel, wodurch Karl sie zu entwildern hoffte. Und selbst zu den Schweden drangen unter dem Segen Gottes die frommen Heidenboten vor. Endlich errichtete, zur sicherern Begründung des Werkes, Ludwig zu Hamburg, wo Karl nur eine Kirche gegründet hatte, einen erzbischöflichen Stuhl, gleichsam ein Patriarchat für den ganzen Norden, und Anscharius wurde Erzbischof, mit dem Rechte, Bischöfe und
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