1839 -
Stuttgart
: Literatur-Comptoir
- Autor: Böttiger, Carl Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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der Schotte Marianus (j- 1086) in Fulda und die Verfasser der sogenannten Auers-
bergischen Chronik und Sigbert vom Gemblours u. A. Die erste eigentliche Ge-
schichte, ein ausgezeichnetes Werk, den alten Claffikern sich nähernd, verfaßte
Lambert von Aschaffcnburg (+ 1077) in Hcrsfeld. Für Philosophie, Ma-
thematik und Astronomie zeichnete sich Gcrbert (Papst Sylvester Ii.) aus, der zu
Magdeburg eine Uhr inachte und astronomisch stellte, nachdem er durch ein Rohr
( fistula) den Schifferstern beobachtet hatte. Ein Tegernseer Mönch dichtete
Bucolica, die lauter Wunder enthielten, die an Ochsen und Kälbern geschehen
waren. Eine Umschreibung des hohen Liedes in französischer Prosa gab Abt Wil-
leram zu Edersberg in Baiern (-s 1055). Sehr gebildet erscheint schon die frän-
kische Sprache des eilften oder zwölften Jahrhunderts in noch vorhandenen Predigt-
sragmenten über biblische Texte, z. B.: „Nina liebistun brudera! nu ferneniet
dei Gotes Kebot. Ir sculit zaller eriste Got niinnon (lieben) vone allemo juwe-
remo (eurem) meinte, vone allcra juwerera chrefte; daranali juweren nahisten
sanioso juwih selben — Azet (äßet oder speiset^) die hnngerenten, drenebet die
durstenten, watet (bekleidet) die nachoton — Saligia uuituua (Selige Wittwe) du
selbon Got habest rihtare unde piskirmare (Retter und Veschirmer). Gmbeuuas
se.nlt du nu deeheinen man uneinnn, sit du nu bezzera bist danne du e uuarest.
E (Sonst) kedruotost tu in den mennisken; nu gedinges tu ^trauest) auuar in Got.
E kedahtastu nah mennisken, null nah Gote — Nu freue die, tohter, unanda du
e firchoufet (Verkauft) uuari, daz tu dines mannes diu (Magd) uuarist ; nu hastu
auuar die friheit vone Gote imfangen." * *) Das schönste poetische und Sprach-
denkmal jener Zeit ist aber der Hochgesang zum Andenken des heiligen Anno von
Cöln, dessen Verfasser leider unbekannt geblieben ist; aus diesem nur zwei Stellen:
Wir horten je dikke (oft) singen
Von alten dingen ,
Wi snelle heliden vuhten (fochten)
Wi sie veste bürge brechen ,
Wi sih liebin winiscefte (Freundschaften) schieden,
Wi riebe Kunige al zegingen.
Nu is eiht, daz wir denken,
Wi wir selve sulin enden. — —
Oy (Hei!) wi di wifine (Waffen) clungin ,
Da di marin (Mähren, Rosse) zisamine sprungin!
Herehorn duzzin (ertosete)
Becche blutis fluzzin.
D’ erde diriuntini diuniti (die Erde drunter tönte)
Die helle in gegine gliunte (Glanz entgegen glühte)
Da die heristen in der werilte (Ersten in der Welt)
8uchtin sih mi suertin (Schwertern). --------**)
*) Eckhart, Francia Orient. Wirceb. 1789. Tom. Ii. Seite 946.
*¥) S eh il ter, thesaurus antiqq. Germ. Ulm, 1726. Tom. 1. S. 1. U. 20.