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1. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 218

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
218 Einfalt und oft wunderbarer Milde gleichsam in Worten gebaute Altäre des Heiligen, nicht nachgeahmt, nicht angelernt, wie auch die Nachtigal ihr Lied nicht lernt, sondern im deutschen Gemüthe erzeugt; und aus deutschem Munde geborener Gesang und Sänger standen so in Ehren, daß sie an des Bischofs wie an des Königs Pfalz willkommen waren, und daß Kaiser und Fürsten, namentlich alle Hohenstaufen nach Konrad Iii., ihnen anzugehören sich zur Ehre schätzten. Es war ein Ritterthum mit poetischen Waffen, das selbst seine Turniere hatte, indem auch Wettkämpfe im Dichten gehalten wurden, wie ein solcher unter dem Namen des Wartburgkrieges von 1207 an Landgras Hermanns I. Hofe, freilich schwerlich in der Urgestalt, auf uns gekommen ist. Man soll um den Preis des Lebens sogar gekämpft haben. Zu den berühmteren Minnesängern oder Dichtern, die jedoch gar nicht die Liebe oder Minne allein besangen, sondern auch Alles, was ihnen groß oder erhaben schien, Tugend, Tapferkeit, Religion, Natur, Vaterland, gehören Heinrich von Veldeck (der auch die Aeneide deutsch bearbeitete), Hartmann von der Owe (Aue) 1200, Wirnt von Grävenberg 1212, Wolfram von Eschilbach, Walther von der Vogelweide 1228, Heinrich von Ofterdingen, Gottfried von Straßburg, Konrad von Wirzburg 1237, Ulrich von Thyrheim, Rudolf von Hohenembs, Dienst- mann zu Montfort, 1250, Ulrich Boner 1300 u. A. — Gedichte von 140 solchen Sängern sammelte der edle Zürcher Rathsherr Rüdiger von Manesse (nach 1300), des Sänger Hadloubs Freund. Jener Zeit gehörten, wenn auch nicht nach Ent- stehung der Sagen von Etzel, Dietrich von Bern (Verona) und den altburgun- dischcn Königen und auch nicht nach erster dichterischer Behandlung, doch gewiß nach poetischer Sammlung, Ordnung und Ueberarbeitung (vielleicht Konrads von Wirzburg?) jene Ilias der Deutschen oder das berühmte Nibelungenlied, ein Epklus von epischen Gesängen, und das Heldenbuch an. Eine Zeit, die so Großes erschaffen konnte, mußte selbst eine reiche und große sein. Als Probe der deutschen Form diene der Nibelungenanfang: Uns ist in alten mären Wunders vil gefeit (gesagt), von Helden lobcbären von grozer arebeit, von Fröden und hochgeziten, von weinen und von chlagen, von chuoner rechen (Recken, Helden) ftriten muget ir nu wunder Heren sagen u. s. w. Die deutsche Sprache bildete sich mehr und mehr aus. Die erste deutsche Urkunde kommt 1217 oder 1221 vor. Rudolf von Hohenembs übersetzte auch das alte Testament in deutsche Verse. Folgende Strophen Walthers von der Vogcl- wcide sind patriotisch gedacht und eben so noch heute zu beherzigen: Tiutsche man sint wol gezogen Als cngel sint diu wib getan Swer sie schildct (tadelt) der ist betrogen Ich cnkan sin anders nicht verstan. Tugend und reine minne Swer die suochcn wil Der sol komcn in unser Lant, da ist wunne viel Lange muesse ich leben darinne. Ich han lcutc vil gesehen Und »am der besten gerne war Uibcl muesse mir geschehen
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