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1. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 224

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
224 ©-t den Niederlanden war Fehde wegen der flandrischen und limburgischen Erbfolge, in Thüringen zwischen Markgras Albrecht dem Entarteten und seinen Söhnen Diezman und Friedrich dem Gebissenen, den seine Mutter Margarethe, Tochter Friedrichs Ii., als sie von der Wartburg vor ihrem Gemahl und dessen Kebsweib, Kunigunde von Eisenberg, floh, 1270 im Abschiedsschmerze in die Wange gebissen haben soll. Weil Albrecht dem Sohne dieses schlechten Weibes, Apiz (der kleine Albrecht), seine Länder zuweuden wollte, griffen die ehelichen Söhne zum Schwert, setzten den Vater fest, bis er sich scheinbar fügte. Erst 1287 konnte Rudolf dort ein allgemeines Landfriedensbündniß zu Stande bringen, 66 Raubburgen zerstören und 1289 auf dem großen Reichstag zu Erfurt die Händel der landgräflichen Familie beilegen. Auch in Braunschweig war Krieg. Am Rhein von Eöln bis Colmar war man besonders mit Rudolfs Steuern unzufrieden, daher fand auch ein Be- trüger, Tile Kolup (Dietrich Holzschuh), anfangs großen Anhang, als er sich für den aus Palästina wiederkehrenden Kaiser Friedrich Ii. ausgab. Endlich lieferte ihn Wehlar aus, und Rudolf ihn als Ketzer auf den Scheiterhaufen. Auf einem Reichstag zu Eger bestätigte Rudolf seinem Schwiegersöhne Wenzel, zum Nachtheile Baierns, das Erzschenkenamt mit der Kurwürde, so daß nun galt, daß das Kur- recht nicht auf dem Herzogthum, wie sonst, sondern auf dem Erzamt ruhe. Gern hätte er dort auch das mit Ladislaws Tode erledigte Ungarn seinem noch übrigen einzigen Sohne Albrecht zugewendet, indem er es für ein erledigtes Reichslehen erklärte. Aber auch Nicolaus Vi. sprach es an, und so bekam's der Dritte: denn des ermordeten Königs Oheim Andreas bemächtigte sich des Reiches. Eben so vergeblich suchte Rudolph aus einem Reichstage zu Frankfurt im Mai 1291 die römische Königswahl Albrechts durchzusetzen. Gerhard von Mainz, dem König abgünstig, hatte viel Bedenkens, und Albrecht war auch wirklich kein Rudolf. Mißvergnügt ging der König nach Straßburg, erkrankte und wollte schnell nach Speier, welches aber nur seine Leiche erreichte, denn zu Germersheim war er 15. Juli (30. Septbr. ?) verstorben. Erscheint Rudolf gewaltig auf den Vortheil seines Hauses bedacht, so wurde dieß doch meistens auch Vortheil des Reichs; erscheint er oft streng und hart, so bedenke man die Tiefe des eingerissenen Uebelö und manchen schönen Zug von Leutseligkeit, so daß die Mit - und Nachwelt ihn eine lex animata nannte und sprichwörtlich zu sagen pflegte: „Der hat Rudolfs Ehrlichkeit nicht." Opferte er dem Papste sehr viel, so gewann wieder Deutschland, daß er nicht nach Italien zog. Selbst ein dem Papste eingeräumtes Oberaufsichtsrecht wollte einem tüchtigen König gegenüber nicht viel sagen. Daß der Papst ihn Du statt Ihr anredete und dadurch mit andern Königen gleich setzte, daß ihn Rudolf seinen Herrn nannte und sich schriftlich zum Pantoffelkuß erbot, ist, wenn auch nicht zu loben, doch mit dem höhern Zwecke der Begründung seines Hauses im deutschen großen Fürstenstaat und der Befestigung auf dem Throne zu entschuldigen. Gewiß, er war der Mann des Volkes, der Vater des Vaterlandes, der Wiederhersteller des Staates; und der Dichter singt mit Recht: „Denn geendigt nach langem verderblichen Streit War die kaiserlose, die schreckliche Zeit, Und ein Richter war wieder auf Erden!" u. s. w.
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