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1. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 236

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
—i»-»-w-o 230 blieb dieser Versuch, ihn zufrieden zu stellen, blos Entwurf; ja, Ludwig soll später förmlich auch deu Vertrag von der gemeinschaftlichen Regierung den Kurfürsten gegenüber abgeleugnet haben. Jetzt (1327) hielt cs Ludwig an der Zeit, den Ghibellinen nach Italien zuhülke zu ziehen und sich die Kaiserkrone zu holen, gleichsam in Italien das deutsche Reich zu erobern. Von einer Regentschaft Friedrichs findet sich keine Spur. Zu Mai- land empfing er die lombardische Krone, setzte den Visconti ab und den Markgraf von Montferrat zum Reichsvicar. Durch Tuscien geleitete ihn Castruccio, der Herr von Lucca und Pistoja, der zum Danke Herzog von Lucca und Rcichserzfähu- rich wurde. Gegen Robert von Neapel erging der Bann. Sciarra Colonna, Capitano von Rom, krönte den König im Namen der Römer-Stadt, und zwei ercommunicirte Bischöfe salbten ihn (Jan. 1328, in demselben Jahre, wo in Frank- reich die Seitenlinie der Valois mit Philipp Vi. den Thron bestieg). Johann Xxii. wurde als Simonist, Ketzer und Majestätsschänder abgesetzt, statt seiner ein Mino- rite als Nicolaus V. erwählt und vom Kaiser selbst mit Fischerring und Mantel bekleidet. Als aber die wankelmüthigen Römer des Kaisers Krieger und Fürsten scheiden sahen, als sie Steuern zahlen sollten, als Streitigkeiten zwischen Deutschen und Italienern ausbrachen, wirkte Johanns Bann, und die Römer vertrieben Lud- wig und erkannten Johann wieder an. Zu Pisa sprach jedoch noch ,Nicolaus den Bann über Johann aus (1329), und König Friedrichs Tod (1330) rief ihn ganz nach Deutschland ab, so daß Ludwig also, außer der dürren Kaiserkrone, die natür- lich Johann, so wie „den Sohn der Hölle" Nicolaus, verfluchte, gar nichts erreicht hatte. Friedrich war 13. Jan. 1330 gestorben. Johann von Böhmen versöhnte die Oesterreicher dem Kaiser und unterhandelte zu gleichem Zwecke auch mit dem Papst. Aber Johann unterhandelte auch für ganz andere Zwecke. Ihm genügte seine böh- mische Krone nicht. Er ging nach Italien und spielte bald den kaiserlichen Neichs- vicarius, bald den päpstlichen Legaten. Und der Papst Johann verlangte Nieder- legung der Königs- und Kaiserwürde von Ludwig, so wie die Wahl eines recht- gläubigen römischen Königs von den Fürsten. Da bewilligte Ludwig in neuen ge- heimen Unterhandlungen mit dem Papst die Minoriten und Marsilius ihm zu opfern, verstand sich zur Kirchenbuße, selbst zur Niederlegung der Krone, um sie aus des Papstes Händen zu empfangen; allein Johann, weit consequenter als der Kaiser und durch Ludwigs Zugeständnisse hartnäckiger, bestand auf unbedingter Nicderleguug der Krone. Endlich verstand sich Ludwig auch dazu, nur sollte die Sache im Geheim und in die Hände Heinrichs von Niederbaicrn auf so lange ge- schehen, bis Ludwig die Absolution erlangt hätte. Allein dieser Heinrich, des Böh- men Schwiegersohn, prahlte laut mit dem Geheimniß, wollte schon Huldigungen einnehmen und fand lauten Widerspruch. Da leugnete Ludwig die ganze Sache ab. Auch mit Johann von Böhmen kam cs zum offenen Bruche. Der Böhmenkönig hatte mit dem Kärnthner Heinrich sich versöhnt und seinen Sohn Johann Heinrich mit jenes Erbtochter Margarethe, von ihrem Schlosse Maultasch, nicht von einem unförmlichen Munde so benannt, vermählt. Als nun der Herzog von Kärnthen und Tirol verstarb (1335), erklärte Ludwig beioe Länder eigenmächtig für erledigte Mannslehen und übertrug sie (2. Mai) den öster- reichischen Herzogen. Johann wurde Feuer und Flamme, griff mit Ungarn und Polen und Heinrich von Niedcrbaiern Oesterreich und den Kaiser an und schwor dem Papste, den Kaiser ihm todt oder lebendig zu überliefern. Der Krieg aber änderte nichts : Kärnthen blieb beioestcrreich; nurtirolkam, weil die Stände selbst es so wollten, an Böhmens Johann Heinrich. — Unterdeß war der Millionair Johann Xxii. am 4. Dccbr. 1334, nachdem Nicolaus noch sein Gefangener geworden war, gestorben.
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