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1. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 355

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
->3h3 355 sachsen noch vorkam, daß ein Pfarrer in der Hauptkirche das Evangelium predigte und auf dem Filial eben so andächtig die alte Messe las oder, wie ein Reußischcr, von 2 Schwestern 6 Kinder hatte, während ein anderer gestand, in 26 Jahren keine Bibel gesehen zu haben. Auch drang er darauf, daß die cingezogenen Kloster und Kirchcngütcr für Dotirung neuer evangelischer Pfarren und Schulen (denn mit den Klöstern und Stiftern ging allerdings manche Schule ein) verwendet würden, wie denn auch Philipp von Hessen aus solchen Gütern die erste protestantische Univer- sität Marburg gründete. Bald folgte ihm 1544 Markgraf und Herzog Albrecht mit der Stiftung der Universität zu Königsberg. Unterdessen fingen aber am Horizonte der Reformation sich Wölkchen zu bilden und zu größeren bedenklichen Massen sich vereinigen zu wollen an. Schon hatten einige katholische Kurfürsten und Herzoge 1525 zu Dessau eine Zusammenkunft ge- habt, der auch Georg von Sachsen beitrat. Dagegen brachte Landgraf Philipp von Hesse» mit dem Kurfürsten Johann 1. Mai. 1526 einen Bund zu Torgau zu- sammen, dem bald 4 Herzoge von Braunschweig und Lüneburg, Heinrich von Mek- lenburg, Wolfgang von Anhalt, die Grafen von Mansfeld und die Stadt Magde- burg beitraten. Herzog Albrecht vertrug sich mit Johann besonders über wechsel- seitige Hülfe. So stand die Partei ansehnlich und gefürchtet da, und der Reichstag zu Speier zeigte, daß auch die Katholiken diese Stellung respectirten, daß ein Schwert das andere in der Scheide hielt. Denn der Reichsrcceß vom 27. Aug. 1526 sprach blos aus, daß sich jeglicher Stand in Sachen des Wormser Edictes so gegen seine Unterthanen verhalten wolle, wie er es gegen Gott und den Kaiser verantworten könne. Aber cs zeichneten sich dort auch die Anhänger der neuen Lehre eben so sehr durch rühmliche Vermeidung jedes Acrgernisses und streng ge- ordneten sittlichen Wandel als durch die bekannten Buchstaben V. D. M. I. Ae. (verbum domini manet in aeternum) aus. Daß cs die katholische Partei nicht weiter hatte bringen können, lag aber auch an dem zu geringen Nachdrucke, welche der seit Jahren in Spanien abwesende Kaiser, der am liebsten die Deutschen durch sich selbst gezüchtigt hätte, der Sache des Papstes geben konnte. Karls Heere, in denen sich deutsche Landsknechte unter Georg von Frunosberg rühmlich auszcichneten, hatten allerdings seinen ersten Kampf mit dem Kronnebenbuhlcr Franz I. auf eine unerwartet glückliche Weise nach 4 Feldzügen- durch den großen Sieg bei Pavia am 24. Febr. 1525 und durch die Gefangenuchmung des Königs Franz beendigt. Aber die fast zu strenge Weise, wie der Kaiser seinem Gegner jetzt nur für das Herzogthum Burgund und die Verzichtleistung auf Mailand und alle Ansprüche auf Italien und Niederland die Freiheit im Madrider Vertrage (14. Jan. 1526) gewährte, machte auch, daß Franz, der noch vom Schlachtfeld von Pavia seiner Mutter geschrieben hatte, Alles sei verloren, nur die Ehre nicht, jetzt auch diese auf- gab und keine der feierlich beschworenen Bedingungen hielt, weil er theils vorher schon förmlich, aber insgeheim dagegen protestirt, und weil nachher der Papst ihn vom Eide entbunden hatte. Jetzt sah also Karl, als er eben nachdrücklicher in Dcntschland auftreten wollte, sich zu einem zweiten Kriege genöthiget, während von Osten her die Türkengefahr immer dringender wurde. Denn während man in Speier noch über die Türkenhülfe berathschlagte, wurde der junge König Ludwig von Böhmen und Ungarn (29. Aug. 1526) in der blutigen Schlacht bei Mohacz vom großen Soliinan Ii. besiegt und erschlagen. Zwar öffnete dieß nun die beiden Länder für Ludwigs Schwager und Erben Ferdinand von Oesterreich, Karls Bru- der, der auch bald in Ofen das Worinfer Edict einschärfte; aber theils stellte sich ihm der Woiwode Siebenbürgens Johann von Zapolpa als Thronbewerber in Un- garn entgegen, theils bekam er nun mit den Türken alle Hände voll zu thun, so daß ein Religionskrieg in Deutschland beiden habsburgischeu Brüdern sehr unwill- 23 *
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