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1. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 396

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
31) 6 Adels, der dadurch und durch die Beschränkung der Geistlichkeit überhaupt, eine übermächtige Aristokratie bildete, die sich in den schweren Wahlcapitulationen der Könige zeigte. In Island huldigten alle Einwohner 1551 der Reformation, unv die wichtigsten der nordamericanischen Colonien gingen später von Anhängern der neuen Lehre in England aus. Man hat der Reformation den Vorwurf gemacht, daß sie durch Aufhebung so vieler Klöster und Stifter und damit zusammenhängender Schulen der Erziehung und gelehrten Bildung und damit der Pflege der Wissenschaften Eintrag gethan habe. Manchen dieser Klöster, besonders den Benediktinern, verdankte die Gelehr- samkeit viel; manches erhielt unschätzbare Classiker der Nachwelt. Auch mag sich in der That, jedoch nur auf kurze Zeit, eine solche Lücke gezeigt haben. Aber bald wetteiferten die Fürsten, wie die Städte, dem Mangel abzuhelfen. Herzog Moriz von Sachsen errichtete aus geistlichen Gütern die tüchtigen Landesschulcn Grimma und Meißen und die berühmteste von allen in der porta coeli oder dem Cister- cienserkloster Pforte. In Breslau, der protestantischen Stadt, blühten zeitig die Elisabethen- und Magdalcnenschulc, und sein Goldberg brachte Valentin Fricdland von Troßcndorf als Rector über alle schlesische Schulen. Nürnberg hob mit Hülfe Melanchthons seine Schulen von St. Lorenz und Sebald, so wie die heut noch trefflich blühende zu St. Acgidien; Camerarius, Cobanus Hesse u. A. glänzten da selbst. Wie gern half da Herr Lazarus Spengler, der Rathsherr! So entstand eine Mnsterschule zu Ilfeld 1550 durch Michael Neander aus Sorau. Freilich hätte Schul- und Unterrichtswesen ganz vom Einfluß der allgewaltigen Geistlichkeit befreiet und zur Selbstständigkeit erhoben werden sollen. Doch das war gerade damals ganz unmöglich! Dagegen stellten sich im katholischen Deutsch- land den Jesuitenschulen sehr rühmlich eine Anzahl Benedictincrschulen in den Abteien dieses Ordens entgegen. Sie unterschieden sich von jenen durch ernsteres Betreiben der alten elastischen Literatur, durch entschiedene Vorliebe für Physik und nahmen auch Geschichte, Geographie und Mathematik noch in den Lehrkreis auf. — Auch entstanden noch im 16ten Jahrhundert außer Wittenberg und Frankfurt die Hochschulen zu Marburg (1527), Königsberg (1544), Dillingen (1552), Jena (1548-58), Genf (1558), Olmütz (1567), Helmstädt (1576), Grätz (1586), von denen wenigstens die Hälfte protestantisch war. Doch ist nicht zu leugnen, daß nicht eben alle Wissenschaften den erwarteten Segen von der Reformation cm- pflngen, den man von ihr hatte erwarten sollen. Besonders wurde nach Luthers Tode in der protestantischen Theologie eine unglückselig polemische Richtung sichtbar, die eine neue Scholastik zu Tag zu fördern schien und an Buchstaben und trostlose Subtilitäten statt an den lebendigen Geist der Schrift sich hielt. Wie einfach und mild hatte noch 1530 die unveränderte Augsburger Confcssion das Wesen des Protestantismus dargclegt; wie gebieterisch gelehrt und abschließend trat die Concordienformcl auf! Wie ängstlich subtil war das „in, mit und unter" in der Abendmahlsformel! Es durfte dem frömmsten Prediger bange werden, um eines Wortes willen verketzert zu werden. Darum tröstete sich schon der edle Mclanchthon längst mit dein Gedanken: „Dn wirst befreiet werden von der Streit- wuth der Theologen, du wirst in das Licht kommen!" Doch mag cs billig sein, einige jener deutschen Rcformationshclden auch hier zu nennen, ohne Ansehen ihrer
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