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1. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 509

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
503 geschlossen hatte, ohne seine Verbündeten zu fragen, und verwandelte sich dort bald tn Haß, als er die regierende Maitressc Ludwigs, die Pompadour, verspottet hatte. Gleiche Gesinnung thcilte bald die Kaiserin Elisabeth von Rußland aus gleichem Grunde. So waren es, Thcrcsien hinzugercchnet, sonderbarerweise 3 Frauen, welche seine Feindinnen waren und nach wenigen Jahren in dieser Feind- schaft einen Vereinigungspunct fanden. — Aber Friedrich vcrstan.d, sich wenigstens Achtung bei dem Ausland und Liebe auch bei seinen neuen Unterthanen zu er- werben, während Ludwig Xv. von Frankreich sich so um die Achtung seines Volkes brachte, daß selbst ein alter Hofmann (Noailles) ihm erklärte, er werde sein Reich zu Grunde richten, wenn er die Achtung der Unterthanen nicht wieder zu gewinnen suche. Und das in einer Zeit, wo ein Montesquieu, Hclvetius, Diderot, der Atheist aus Maxime, Voltaire, der an allem Heiligen rüttelte, Rousseau, der Beredteste aller Sophisten (Alle die Sturmvögel der Revolution), mit Ansichten und Theorien hervortraten, welche fcie Gebrechen der Negierung in einem noch viel stärkeren Lichte erscheinen ließen und auch einen gesundern Staat hätten erschüttern können. Vor Allem suchte sich Friedrich durch Vertretung des Protestantismus im Reiche an die Spitze des evangelischen Rcichskörpers zu stellen, weil Sachsen durch seinen katholischen Fürsten daran mehr und mehr verhindert war. Er schrieb (un- orthographisch nach seiner Weise) an den Rand eines Berichtes: „Die Religionen Müsen alle Tollcriret werden, und Mus der Fiscal nuhr das Auge darauf haben, das keine der andere abrug Tuhe, den hier mus ein jeder nach Seiner Faßon Sclich werden *)." In andern Ländern verschlang der Hof den Staat; Friedrich sparte an sich selbst für den Staat. Nach Abzug der 6 Millionen für das Heer brauchte er nur 1 Million und 200,000 Thlr., von denen wieder 100,000 für die italienische Oper ausgingen. Er begünstigte allerdings den Adel im Civil- und Militairdicnst, aber er ließ auch den berüchtigten Kammcrhcrrn von Pöllnitz aus- trommeln, daß ihm Niemand borgen solle. Wenn Friedrich auch bisweilen den Staat unpassend eine Maschine nannte, so zeigte dock gerade Preußen, daß ein Staat nach dem Maße des Geistes, der in ihm ist, in Geltung stehe. Ein Sänger Fari- nelli, wie am spanischen Hofe, ein Minister Brühl, wie in Sachsen, wurden so wenig in Preußen Macht bekommen haben, als die spanische Inquisition mit ihren Autos da fe und die Maitrcssenwirthschaft in Frankreich mit den von ihr be- günstigten Crcaturen: der frühe Morgen (im Sommer stand er um 3 Uhr auf) fand ihn schon thätig. Bei seiner Pünktlichkeit — sein Schrcibkalcnder enthielt die feststehenden Geschäfte — mußte sich Zeit für Alles finden. „Die Völker sind nicht um der Regenten, sondern diese um jener willen da," war nicht blos eine schriftstellerische Phrase des Königs, sondern seine Ueberzcugung. Aber auch seine große Zeitgenossin Maria Theresia stand als eine von ihren beglückten Unterthanen hochverehrte Fürstin da. Was auf Preußens Throne ein großer Verstand vollbrachte, gelang in Oesterreich der edlen Gemüthlichkeit der hohen Fürstin. Nur daß hier durchgreifenden Reformen des Staates ein Vorur- thcil in der Masse der Staatsbeamten und in der Culturstufe des Volkes, beim Heere aber die Masse von Generalen und Feldmarschällen als Hindernisse im Wege standen. Aber schon das sprach für Thcresiens Verwaltung, daß sie ohne eine neue Steuer nach dem Verlust von Neapel und Schlesien bald eben so viel Einkünfte hatte, als ihr Vater zur Zeit der noch ungeschmälerten Gesammt- monarchie, und daß sie nur erst dann die Vollziehung der Geschäfte — die Leitung Preuß: Friedrich der Große, l. S. 138.
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