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1. Geschichte des deutschen Volkes und des deutschen Landes - S. 613

1839 - Stuttgart : Literatur-Comptoir
-*h>^k3 613 daher das neue Preßgesetz nicht ins Leben trat, und die Gesetzentwürfe über die Verantwortlichkeit der?Minister und die Beschränkung der königlichen Befugnist, Abgeordneten aus dem Beamtenstande die Erlaubniß zum Eintritt in die Kammer zu verweigern, unterblieben. Doch war das für viele Bundesstaaten so unruhige Jahr 1830 für Baiern — bis auf einen bald gestillten Tumult der Münchner Stu- denten — ruhig vorüber gegangen— ein Beweis, daß damals nur wenig Stoff der Unzufriedenheit war; denn in der That fast nur da, wo man mit der Zeit nicht gleichen Schritt halten wollte, traten Unruhen ein; wo das weise System der Re- formen einschlicf, wachte die Revolution dafür auf. — Uebrigcns war Baiern, welches bei 29 Millionen Gulden Einkünften eine Schuldenlast von fast 130 Mil^ lionen Gulden drückte, bemüht, in jedem Zweige der Cultur mit dem übrigen Deutschland zu wetteifern. Für die Landwirthschaft sorgten Musterwirthschaftcn, ein Gesetz über die Ablösbarkeit der Leibeigenschaft (weil gebundene Hand am schlechtesten arbeitet), landwirthschaftliche Volksfeste mit Productenausstcllungcn und Pferderennen. Für die städtische Industrie entstanden polytechnische Institute und Gewerbsfreihcit; der Handel erhielt durch den Zollanschluß an Preußen, durch neue Straßen, Begünstigungen, wenn auch Eisenbahnen und die große Canalver- bindung zwischen Rhein- und Donau-Gebiet erst im Entwürfe fertig waren. Für die Sicherheit des Landes im Kriege wird Ingolstadt mit gewaltigen Festungswer- ken versehen. Für die Wiffenschaft bestehen die neu organisirte Akademie der Wis- senschaften, 3 Universitäten, eine Menge Lyceen und Gymnasien, und selbst die in Menge wiedererstandcnen Klöster sollen ihnen förderlich werden. An Schulplancn war kein Mangel. München selbst (seit 1826 Sitz der Landshuter Universität) wird durch ungeheure Gebäude die zweitgrößte Stadt Süddcutschlands und um- faßt in seiner Glyptothek, Pianokothek und andern Sammlungen die kostbarsten Schätze, welche ein kunstliebender König dort zu vereinigen wußte. Will es das Athen Deutschlands werden, so fehlt es jetzt schon nicht an Philosophen und Staats- männern, an Malern und Bildhauern, an Akademieen und Mincrventempeln, die an die griechische Altmuttcr aller Kunst und Wissenschaft erinnern, während diese selbst wieder unter einem baierischen Königssohne durch Deutsche aus Schutt und Trümmern sich erhebt. Selbst für des ganzen Deutschlands größte Männer sollte es an einem Walhalla nicht mangeln. Würtcmbergs (359 Cm. 1,590,000 S.) schon im März 1815 zusammcnge- rusene Stände nahmen die von dem König ihnen vorgelegte Constitution nicht an, weil die Mediatisirtcn damit unzufrieden waren, und die Altwürtembcrger, die fast keinen Adel hatten, blos ihre alte Verfassung wieder haben wollten. Friedrich ff 28. Oct. 1816; sein ausgezeichneter Sohn, König Wilhelm I., sah seine gleichfalls für alle Theile des Landes gegebene Verfassung 1817 verworfen. Erst 22. Scpt. 1819 wurde ein dritter Entwurf (von den Ständen zuvor geprüft) angenommen, und so eine Gesammtvcrfassung nach des Königs eigenem Willen auf dem Wege des Vertrags zu Stande gebracht. Das Königreich war schon vorher in 4 Kreise (Neckar-, Schwarzwald-, Donau- und Jaxt-Krcis) getheilt, die Leibeigenschaft auf- gehoben, eine Organisation den Gemeinden gegeben worden. Die Verfassung war wirklich liberal. Die Ständevcrhandlungen in der zweiten Kammer waren öffent- lich ; aber die volle Preßfreiheit mußte nach 7 Tagen zurückgenommen werden. An Gesetzen fehlte es nicht; man zählte von 1806—1831 nicht weniger als 5661 ! Doch waren diese noch keine Bürgschaft für des Landes Glück, wenn nicht eine des- sere Gewähr in der Tüchtigkeit der Regierung und der Kernhaftigkeit des Volkes läge. Unter den verschiedenen Landtagen war der vom 15. Jan. bis 22. März 1833 der lebhafteste, wo ein Menzel, Uhland, Pfizer, Römer, Mayer, Pahl u. A. vergeblich ihre Talente aufboten. Der Landtag wurde aufgelöset. Der nächste
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