1842 -
Berlin
: Sander
- Autor: Riedel, Karl, Hillert, Adolf
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
Griechenland. Athen.
69
und stärkten, so mußten sie auch ein Band der Vereinigung um alle
Griechen schlingen. Endlich das Amphiktyonen-Gericht verband we-
nigstens mehrere griechische Völker mit einander. Den Grund zu
diesem merkwürdigen Gericht hat, wie die Sage lehrt, schon Am-
phiktyon, einer der Söhne Deukalion's, gelegt. Schutz der Tempel
und Heiligthümer war wohl der erste Zweck des Bundes, an welchen
sich aber milderer Verkehr der Verbündeten unter einander von selbst
nothwendig anschloß. Der Tempel zu Delphi ward zum Mittelpunkte
des Bundes gewählt. Die Anzahl der verbündeten Völker wuchs im
Verfolge der Zeit zu zwölf (Oetäer, Malicnser, Phthioten, Thessalier,
Magneter, Perrhaeber, Doloper, Lokrer, Dorier, Phocier, Böotier,
Ionier) an. Durch den Bundes-Eid verpflichteten sich die Verbün-
deten: „Keine Stadt des Bundes zu zerstören, keiner das Quellwasser
abzuschneiden, wohl aber den Staat, welcher den Eid verletzte, mit
Strenge zu bestrafen. Hätte einer der Staaten einen Tempel verletzt
oder Tempelraub begangen, so wollten sie mit Fuß, Hand und Stimme
und mit aller Kraft seine Strafe betreiben." Oft fehlte es freilich den
Verbündeten an Macht, ihre Beschlüsse geltend zu machen, aber es
kann auch nicht geläugnet werden, daß der Bund sehr Vieles dazu
beigetragen habe, das rechtliche Verhältniß unter den griechischen Staa-
ten aufrecht zu erhalten. Nie bildete indessen Griechenland einen Ge-
sammtstaat.
Unter den vielen Staaten Griechenland's ragten Sparta und Athen
vornehmlich hervor; auch sind von der Geschichte der meisten übrigen
griechischen Staaten nur dürftige Bruchstücke zu uns gekommen. Länger
werden wir bei Athen verweilen, in dessen Geschichte ohnehin die Schick-
sale des übrigen Griechenland's vielfach verflochten sind.
Zwei Dinge hoben die Bildung der Bewohner von Attika sehr
frühe: die ägyptische Colonie unter Cecrops, und dann, daß Attika
wegen der ursprünglichen Wildheit und Armuth seines Bodens in den
ersten unruhigen Zeiten und in den Zeiten der Wanderungen feindlichen
Angriffen weniger ausgesetzt war, als andere griechische Staaten.
Frühe blühte insbesondere der Ackerbau in diesem Lande, und dankbar
erkannten es späterhin die übrigen Griechen, daß er aus Attika zu
ihnen gekommen sei. Bald entstand neben demselben auch Kunstfleiß.
So konnte Theseus, der hochgefeierte Held Athens, schon um 1233
v. Ehr. die Einwohner in Edle, Landbauer und Gewerbtreibende ein-
theilen. Bis auf ihn hatten die Einwohner von Attika zerstreut in