1842 -
Berlin
: Sander
- Autor: Riedel, Karl, Hillert, Adolf
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
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Rom.
bei Mika und schlug in der Nähe von Karthago sein Lager auf.
Hier war sein erstes Geschäft, die ganz zerfallene Zucht im Heere
wiederherzustellen. Darauf bemächtigte er sich der Erdenge, welche
Karthago, das auf einer Halbinsel lag, mit dem festen Lande verband,
zog von einem Meere zum andern in einer Ausdehnung von fünf-
undzwanzig Stadien, zwei Gräben, und befestigte diese mit Wall und
Verpfählung, den einen nach der Seite von Karthago hin, überdies
noch mit einer Mauer und Thürmen. Durch dieses Bollwerk, welches
ihm zugleich zum Lager diente, schnitt er der Stadt alle Zufuhr vom
Lande ab. Als er sodann gewahrte, daß von der See her doch noch
einige Zufuhr möglich war, die seine Schiffe nicht hindern konnten, so
baute er, um den Eingang des Hafens zu sperren, einen langen
Damm ins Meer hinein, oben vierundzwanzig Fuß, unten viermal so
so breit. Die Karthager aber gruben auf der entgegengesetzten Seite
des Hafens eine neue Mündung mitten in das Meer, und zugleich
bauten sie eine Menge Schiffe. Diese Arbeit betrieben sie ganz geheim
bei Tag und Nacht sehr eifrig. Plötzlich öffneten sie eines Morgens
die neue Mündung und liefen mit fünfzig furchtbar ausgerüsteten
Schiffen aus. Diese unerwartete Erscheinung versetzte wirklich die
Römer in Bestürzung, so daß die Karthager wohl ihr Schiffslager
hätten erobern können, wenn sie sogleich angegriffen hätten, da die-
selben gerade ziemlich von Vertheidigern entblößt waren. Aber sie
benutzten diesen Vortheil nicht, sondern nachdem sie den Feind verhöhnt,
fuhren sie wieder zurück. Und als sie erst nach drei Tagen zu einem
Seetreffen sich aufstellten, wurden sie von den Römern in der besten
Ordnung empfangen und init großem Verlust wieder zurückgetrieben.
Nun richtete Seipio sein Augenmerk auf einen breiten Wall, der
vor der Mauer neben dem Hafen errichtet und mit einer Brustwehr
versehen war. Da er diesen als einen gelegenen Angriffspunkt gegen
den Hafen ansah, so griff er ihn mit Belagerungsgeräthen an und
zerstörte bereits einen Theil der Brustwehr. Da machten eine Anzahl
Karthager einen kühnen nächtlichen Ausfall auf die Geräthe und
steckten sie in Brand. Nackt und waffenlos schwammen oder wateten
sie durch das hier seichte Meer heran, rannten mit verzweifeltem
Muthe, keine Wunde scheuend, den feindlichen Waffen entgegen und
ließen nicht eher ab, als bis sie die Belagerungsgeräthe angezündet
und große Verwirrung im ganzen römischen Lager angerichtet hatten.
Darauf schwammen sie wieder nach Hause. — Die Römer jedoch