1842 -
Berlin
: Sander
- Autor: Riedel, Karl, Hillert, Adolf
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
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Nom.
weder gegen eine Stadt, noch einen Privatmann, noch einen barba-
rischen Fürsten, Ihr nennt Euch Imperatoren, aber das bedeutet einen
Feldherrn. Mit Unrecht meidet Ihr das Königthnm, welches Platon
eine Gottesgabe für die Menschheit heißt. Das ist es auch, wenn
das Königthnm nicht aus dem Verborgenen schreckhaft dann und wann
hervorbricht, sondern geräuschlos und gleichmäßig, wie die Gottheit,
die menschlichen Dinge ordnet, Jedem zutheilend, wessen er empfänglich
ist. Wird denn die Sonne verachtet, weil sie sich blicken läßt? Soll
das längst zur Geburt drängende letzte Geschick des römischen Reichs
nicht Hereinbrechen, so muß Gott und ein König helfen."
Allein der Fortgang seiner Rede zeigt, daß für das Königthnm
auch das Volk schon fehlte, das will sagen, ein mit Nothwendigkeit
zusammengehöriges Menschenwesen, ein Gemeinwesen der Gesinnung.
Wo weder das Zusammengewachsene mehr ist, noch das in Eins
Gebildete, da bleibt blos eine Bevölkerung übrig, die, jeder ersinn-
lichen Form fähig, keiner durch ihr Wesen angehört. (Dahlmann.)
i5. Die Hermannsschlacht.
Mit Eäsar's Abzüge aus Gallien schweigen alle Denkmäler über
die deutschen Völker; Gallien selbst aber ward römisch in Sitte und
Sprache bis zum Rheine, der jetzt die Gränze gegen Deutschland bil-
dete, und eine lange Ruhe scheint dem langen Kampfe gefolgt zu sein.
Erst nachdem der große Cäsar in seiner Herrschaft zu früh für das
entartete Rom durch Meuchlerhand (44 v. Ehr. ) gefallen, und sein
Enkel Octavius dauernde Alleinherrschaft gründete, wird erzählt, daß
dieser seinen Feldherrn Agrippa nach Gallien gesandt habe, um die
entstehenden Unruhen schnell zu unterdrücken, und dieser habe dann die
Ubier nach Gallien versetzt, daß sie ihre Treue gegen die Römer
bewähren und Hüter des Flusses gegen ihre kriegerischen Brüder sein
sollten. Sie gehorchten, verließen vielleicht auch von den Sueven ge-
drängt, ihr altes Vaterland, erhielten Städte und Römersitte und
Sprache, aber noch spät rühmten sie sich mit den Nerviern und Tre-
viren ihrer deutschen Abkunft gegen die unkriegerischen Gallier.
Die Verbindung, welche früher unter den Rhein-Anwohnern bestand,
dauerte zwischen den verwandten Stämmen fort, und jetzt zogen selbst
römische Kaufleute aus dem milderen, reicheren Gallien nach Deutsch-
land und brachten neue Maaren, neue Bedürfnisse und selbst neue