1827 -
Leipzig
: Brockhaus
- Autor: Meynier, Johann Heinrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
den Waffen in der Hand gegen Jedermann als sein Eigen-
thum zu vertheidigen. Um das Jahr 1046 starb er, und
hinterließ die neue Grafschaft seinem zweiten Bruder Drog o.
Nun kamen noch drei andere Brüder an, unter denen
Robert Guiscard der merkwürdigste war. Als fromme
Pilgrimme gekleidet, schlichen sie sich, von einer Menge Nor-
manner begleitet, in kleinen Scharen durch Italien, und
langten glücklich in Apulien an. Hier vertauschten sie den
Pilgerstab mit dem Schwerte und erweiterten ihre Erobe-
rungen. Der alte Tancred war ganz erstaunt, als der
Vater so vieler Helden und Fürsten begrüßt zu werden.
Um sich den Besitz ihrer Lande zu sichern, ließen sie sich
von dem Papste damit belehnen, und legten so den Grund
zu dem nachherigen Königreich Neapel und Sicilien.
Sie waren aber die unruhigsten und trotzigsten Vasal-
len des heiligen Vaters und vergingen sich öfters an ihm
sehr gröblich, durch Gewaltthaten und Umgriffe in seinem
Gebiete. Darum schleuderte Leo Ix. nicht nur den Bann-
strahl nach ihnen, sondern zog auch an der Spitze eines
zahlreichen deutschen Heeres gegen sie zu Felde, um sie Be-
scheidenheit und Gehorsam zu lehren. Allein sie hieben auf
die allerunbescheidenste Weise die päpstlichen und deutschen
Truppen zusammen, schlugen den, der sie schlagen wollte,
in die Flucht und nahmen ihn gefangen. Ein ganzes Jahr
mußte Leo in der Gefangenschaft schmachten, ehe sie ihn
wieder frei gaben; doch begegneten sie ihm wenigstens mit
der größten Achtung, und schlugen ihm die hundertmal wie-
derholte Bitte um seine Entlassung mit aller Höflichkeit ab.
Durch nichts ließen sie sich nunmehr hindern, auch Ca-
labrien und Capua zu erobern. Sie nahmen diese Lan-
der, wie Apulien von der Kirche zu Lehen, und im Jahr
1067 gelang es ihnen, auch die Griechen und Saracenen
aus Sicilien zu vertreiben.