1827 -
Leipzig
: Brockhaus
- Autor: Meynier, Johann Heinrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
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zu vergrößern hofften, verlangten, daß er das deutsche Reich
und seine Erbstaaten ihrem Schicksal überlassen, und tau-
send Meilen von da gegen die Türken in Palästina zu Fel-
de ziehen sollte.
Um wenigstens noch einige Zeit zu gewinnen, versprach
er dem Papst Honorius wiederholt, den gewagten Zug,
um den er ihn peinigte, und vermahlte sich indessen zum
Beweis, daß er es redlich damit meine, mit Jolantha,
der Tochter des vertriebenen Königs von Jerusalem, Jo-
hann von Brienne, der damals in Italien herumzog.
Bald darauf starb Papst Honorius Iii. und bekam
Gregor Ix. zum Nachfolger. Nun wurde heftiger als
zuvor in Kaiser Friedrich gestürmt, seinen Kreuzzug an-
zutreten, und mit dem Bannflüche gedroht, wenn er langer
säumen würde. Der heilige Vater hatte sich gern in des-
sen Abwesenheit des schönen Königreichs Neapel und Sici-
lien bemeistert, darum arbeitete er so kräftig und unermüdet
an dem jungen Monarchen. Endlich gelang es ihm, den
Kreuzzug zu Stande zu bringen. Schon hatte sich ein deut-
sches Heer im Königreich Neapel zusammengezogen, mit dem
sich auch 60,000 Engländer verbanden; und nun ließ sie
Kaiser Friedrich alle nach dem gelobten Lande einschiffen,
und ging in Brindisi selbst zu Schiffe. Da er aber noch
einmal seine Gemahlin zu sprechen wünschte, so befahl er,
zu Otranto zu landen. Er hatte sich schon vorher nicht
wohl befunden und wurde jetzt gefährlich krank. Die Fort-
setzung der Reise mußte also vor der Hand aufgegeben werden.
Bald verbreitete sich die Nachricht von Friedrichs
Landung nach Rom. Der heilige Vater wurde wüthend
darüber; er glaubte nicht an die Krankheit; er hielt Alles
für tückische Verstellung und schleuderte in seinem Grimm
den Baunstrahl gegen den Ungehorsamen, den Frevler, den
Eidbrüchigen. Vergeblich suchte Friedrich sich zu verthei-