1827 -
Leipzig
: Brockhaus
- Autor: Meynier, Johann Heinrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
der Raubschlösser und Aufhebung der Rhein-Zölle, denn
auch am Rhein maßte sich jeder Ritter, der eine feste Burg
an dein Strom hatte, das Recht an, Zölle von den vorüber-
steuernden Schiffen zu erheben und sie wegzunehmen oder
doch feindlich zu behandeln, wenn sie sich widersetzten.
Um diesem Unwesen zu steuern und sich Ruhe vor
den Freibeutern und andern Feinden zu verschaffen, schlossen
im Jahr 1246 die Städte Mainz, Worms, Basel, Straß-
burg einen Verein unter sich, dem auch in der Folge die
Kurfürsten von Mainz, Trier, Cöln, die Bischöfe von
Worms, Straßburg, Metz, Basel beitraten. Ueberdies
erhielt er auch noch Verstärkung durch die Fürsten, Grafen
und Städte am Rhein und in Westphalen. Bald war nun
eine ansehnliche Landmacht in Bewegung, und der Strom
wimmelte von Schiffen. An dem Unterrhein allein traten
fünfhundert, am Oberrhein hundert Fahrzeuge als Ordnungs-
halter auf. Nun ging man zu Wasser und zu Lande auf
die Raubritter und unberufene Zolleinnehmer los. Ihre
Burgen wurden zerstört, ihre Zollbuden niedergerissen, ihre
Schiffe verbrannt. Ungestört trieben nun die Städte ihren Han-
del und gelangten zu immer größerem Reichthum und größerer
Macht. Aber eben dadurch machten sie die Eifersucht der
Fürsten rege. Einer nach dem andern trat wieder von dem
Bunde ab, und veranlaßte so seine Auflösung. Nur eine
kleine Anzahl von Jahren erhielt er sich in seinem Ansehen.
Gleich nach seiner Trennung wurden die Ritterburgen und
Raubschlösser wieder aufgebaut, neue Zollhäuser angelegt
und neue unerträgliche Zölle erhoben, die aber durch den
König Richard von C o r n w a l l i s , dem Vorfahrer
Rudolfs von Habsburg, wieder aufgehoben wurden. (Richard
4- 1272).