1827 -
Leipzig
: Brockhaus
- Autor: Meynier, Johann Heinrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
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Gotha nach Wien geführt, wo er, mit einer Strohkrons
auf dem Kopf, dem Spotte des herzuströmenden Pöbels
preis gegeben ward. Von hier aus brachte man ihn weiter
in sein Gefangniß nach Neustadt, in dem er 28 Jahre
schmachtete. Als ein junger Mann von 37 Jahren betrat
er es, als ein fünf und sechzigjahriger Greis ging er heraus.
Seine treue Lebensgefährtin, die Herzogin Elisabeth,
erheiterte ihm nach bestem Vermögen seine Gefangenschaft.
Vergeblich waren aber ihre und seine Bitten um Befreiung.
Das Land mußte jährlich 12,000 Thaler für seinen Unter-
halt bezahlen; dies mochte wohl die wahre Ursache seyn,
warum man ihn nicht frei geben wollte. Er starb endlich
zu Steuer, wohin man ihn zuletzt versetzt hatte, im Monat
Mai 1595.
Gleich nach der Einnahme der Stadt Gotha wurde
von dem Kurfürsten ein Gericht niedergesetzt, die Schuldigen
zu verhören. Grumbach rechtfertigte sein Benehmen mit
der ihm eigenen Gewandtheit und Geistesgegenwart. Keine
Spur von Todesfurcht war auf seinem Gesichte zu sehen.
Man spannte ihn auf die Folter; er lächelte und versprach,
auch ohne Martern Alles zu gestehen. Wirklich bekannte
er, was man wollte, und noch mehr als er gethan hatte.
Jetzt erfuhr man erst, daß wirklich er es war, der die
Ermordung des Bischofs von Würzburg veranstaltet hatte.
Er gestand auch, daß er einen Preis auf den Kopf des
Kurfürsten gesetzt habe, daß seine Absicht gewesen sei, die
deutschen Grafen und Herren zum Aufstand zu bewegen,
den Kurfürsten von Sachsen aus dem Lande zu jagen, den
Herzog Johann Friedrich dagegen zum Kurfürsten und
zum Kaiser zu erheben. Er gab sogar zu, daß er ein
Zauberer sei und allerlei Teufelskünste getrieben habe. —
Auch seine Mitschuldigen bekannten, was man wollte.
Auf dieses Gestandniß wurde ihnen ihr Urtheil eröffnet,