1827 -
Leipzig
: Brockhaus
- Autor: Meynier, Johann Heinrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
Wirklich schien nichts den Schweden widerstehen zu
können. Ein fester Platz nach dem andern wurde in Pom-
mern und im Mecklenburgischen von ihnen erobert. In
Wien erregte aber so viel Waffenglück nicht die geringste
Unruhe. Man spottete nur darüber; man nannte den
schwedischen Eroberer den Winterkönig, die Schnee-
majestat, und man hoffte, sie werde bald schmelzen, so-
bald sie sich weiter gegen Süden wagte. Als aber der
Winterkönig ansing, ganze kaiserliche Regimenter zusammen-
zuhauen , da verstummten die Spötter.
Gustav Adolf drang nach Ablauf des Winters in
die Mark Brandenburg vor, die Lilly gegen ihn zu ver-
theidigen suchte. Hier erfuhr er, daß dieser General die
schwedische Besatzung zu Neu-Brandenburg, die sich schon
auf gute Bedingungen ergeben hatte, plötzlich habe über-
fallen und zu Stücken hauen lassen. Für diese schändliche
Treulosigkeit nahm er blutige Rache an der kaiserlichen Be-
satzung der Stadt Frankfurt, die er am 13. April , mit
stürmender Hand einnahm. Keinem, der um sein Leben
bat, wurde Quartier gegeben; Allen brüllten die ergrimmten
Schweden zur Antwort entgegen: Neubrandenburger
Quartier! und hieben sie nieder.
Vergeblich bemühete sich Lilly, den König aus der
festen Stellung zu verdrängen, die er nach dieser Eroberung
an der Oder genommen hatte. Daher verließ er diesen
Strom, ging über die Elbe und belagerte die Stadt
Magdeburg.
Gern wäre ihm Gustav Adolf sogleich nachgeeilt,
um diese reiche und wichtige Stadt zu retten: er traute
aber nicht dem Kurfürsten von Brandenburg, und verlangte
von ihm, zu seiner Sicherheit, die Festungen Küstrin und
Spandau. Dazu wollte sich der Kurfürst nicht eher ver-
stehen, als bis der König mit seinem Heere vor den Thoren