1827 -
Leipzig
: Brockhaus
- Autor: Meynier, Johann Heinrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
rechts nur die weibliche Nachkommenschaft des letzten Re-
genten vom Mannsstamme zur Nachfolge kommen kann.
Der Kurfürst von Baiern wäre wohl für sich allein
zu schwach gewesen, seine Ansprüche geltend zu machen;
allein er fand bald mächtige Bundesgenossen an dem Könige
von Preußen, an dem Könige von Frankreich und andre mehr-
Erst seit fünf Monaten trug der junge König Fried-
rich Ii. die preußische Krone, als Karl Vi. starb. Er
wollte diese Gelegenheit benutzen, sich in Ansehen zu setzen
und seine Staaten mit einer bedeutenden Provinz zu ver-
größern. Schon von dem dreißigjährigen Kriege her hatte
sein Haus auf Erbvertrage gegründete Ansprüche auf die
vier schlesischen Fürstenthümer Jägerndorf, Liegnitz,
Brieg, Wohlau. Diese Ansprüche suchte er nun erst
in der Güte, und wenn auf diesem Wege nichts zu er-
halten wäre, durch Waffengewalt geltend zu machen.
Durch seinen Minister erbot er sich, Marien Thercsien
mit seiner ganzen Macht gegen ihre Feinde beizustehen,
ihrem Gemahl (einem Herzog von Lothringen) seine
Stimme zur Kaiserwürde zu geben, und ihr noch über-
dies 2 Millionen zur Füllung ihrer Kriegskasse auszahlen
zu lassen, wenn sie jene Fürstenthümer freiwillig an ihn
abtreten würde; diese Anträge wurden aber mit Unwillen
und Bitterkeit 'abgelehnt.t König Friedrich hatte es
vorausgesehen und schon alle Vorkehrungen auf diesen
Fall getroffen. Noch war sein Unterhändler nicht von
Wien zurückgekommcn, als er schon mit 28,000 Mann
in Schlesien cinrückte (16. Dec. 1740).
Der junge König wußte wohl, was für ein gefähr-
liches Spiel er wagte. Kaum stand ihm damals ein Heer
von 60,000 Mann zu Gebote, das -ihm.zwar sein Vater
Friedrich Wilhelm, gut geübt, aber ohne alle Kricgs-
erfahrung hinterlaffen hatte. Solche Leute, in so geringer