1827 -
Leipzig
: Brockhaus
- Autor: Meynier, Johann Heinrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Europäische Geschichte
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Kammer!)err! Lieber als am französischen Hofe ver-
weilte er aber einige Jahre zu Lüneville, an dem Hofe
des ehemaligen Königs von Polen, Stanislaus, der
hier in philosophischer Ruhe und im Umgang der Musen
das Ende seiner Tage erwartete. Spater folgte er dem
Rufe eines seiner eifrigsten Verehrer, des großen Königs
Friedrich, der ihn nach Potsdam rief. Gleich einem
Fürsten wurde er hier empfangen; er fuhr mit königlicher
Equipage, speisete Abends an der königlichen Tafel und
war ein Jahr lang die Lust und der Stolz des Königs.
Aber seine unbezwingbare Neigung zur Satyre zog ihm
auch hier bittere Unannehmlichkeiten zu. Er gab den
Präsidenten der Berliner Academie der Wissenschaften, den
er durch seinen Döcteur Akakia äußerst lächerlich machte,
dem Spott des Publikums preis, und zog sich damit
Friedrichs Unwillen zu. Die Folge davon war ein
förmlicher Bruch. Voltaire gab dem König alle Ehren-
zeichen zurück, mit denen er von ihm geschmückt worden
war, und verließ Potsdam. Da er aber vergessen hatte,
ihm vor seiner Abreise auch die Handschriften zurückzu-
scnden, die er noch von ihm in den Händen hatte, so
ließ ihn Friedrich auf der Reise zu Frankfurt am Main
verhaften, streng bewachen und hart behandeln. Erst nach
einem Monate erhielt der Dichter seine Freiheit wieder,
nachdem er wahrend dieser Zeit jeden Tag für die Wache
und andere Kosten täglich 140 Thaler hatte bezahlen müs-
sen. Kein Wunder, daß von da an seine Verehrung für
den König ganz erkaltete.
Nach mehreren Veränderungen seines Aufenthaltes
siedelte sich Voltaire zu Ferney am Genfersee an.
Hier verwandelte er eine Einöde in einen belebten, ge-
werbsamen, mit Künstlern und Handwerkern bevölkerten
Ort, bauete eine Kirche, und zog in voller Freiheit gegen
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