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1. Theil 3 - S. 281

1827 - Leipzig : Brockhaus
Vater, ein guter Künstler in demselben Fache, bewohnte mit seiner Familie ein Haus in einem abgelegenen Theile der Stadt, das die Kinder nur selten verlassen durften. Er hatte, außer Rafael, noch einen altern Sohn und zwei Töchter. Alle mußten, sobald sie eine Reißfeder halten konnten, zeichnen und malen lernen. Der strenge Vater, ein sonderbarer, finsterer, eigensinniger, schweigsamer Mann, hielt sie an, den ganzen Tag zu arbeiten, und suchte ihnen die Kunst mit dem Stock in der Hand ein- zublauen. Der altere Sohn konnte sich an diese Methode nicht gewöhnen und entfloh. Die übrigen Kinder beka- men seine Portion Schlage zu den ihrigen und wurden tüchtige Künstler. Im Jahr 1741 zog Mengs mit ihnen nach Rom. Hier mußten die Töchter den ganzen Tag unter der Aufsicht des Vaters Miniatur malen, der Sohn aber unermüdet nach dem großen Rafael und den An- tiken zeichnen. Er machte so bedeutende Fortschritte, daß, nach seiner Zurückkunft, der damalige Kurfürst und König von Polen, August Iii., den sechzehnjährigen Jüngling als Hofmaler in seine Dienste nahm. Auf einer zweiten Reise nach Rom brachte cs Ra- fael so weit, daß er selbst in dieser Künstlerstadt unter die größten Künstler gerechnet wurde. Einst, da er sich vorgenommen hatte, eine heilige Familie zu malen, fehlte es ihm an einem Modelle zu dem Kopfe der Mutter Jesu. Da begegnete ihm auf der Straße ein schönes, sittsames, aber armes Mädchen. Kaum erblickte sie der junge Künst- ler, so rief er freudig aus: da kommt die Mutter Gottes! Er sprach mit ihr und beredete sie, ihm unter der Auf- sicht der Mama bei seinem Bilde zu sitzen. Je tiefer er ihr aber unter der Arbeit in die sanften Augen sah, desto mehr gefiel sie ihm. Bald war sein Herz dahin; er führte die Mutter Gottes in die Kirche und hcirathete sie. Mit
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