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1. Geschichte des Mittelalters - S. 179

1876 - Münster : Coppenrath
179 Erfinder einer besonderen Gesangweise war.*) Und weil der Gesang vorzglich in der franzsischen Provence ertnte, so nannte man diese Dichtknnst auch wohl die prov englische. Auf den Burgen der Stter, bei frhlichen Festen und Mahlen erschien der Snger mit der lieblich klingenden Harfe in der Hand. Ritter und Damen begrten mit stiller Freude den lieben Gast und hrten seinen gefhlvollen Gesngen zum Klange der Harfe zu. Wie Frankreich seine Troubadours hatte, so hatte auch England seine Snger, welche Minstrels hieen. Auch in Deutschland lebte damals diese schone Kunst auf und erlebte im Verlaufe des zwlften und dreizehnten Jahrhunderts eine hohe Blthe. Hier trat sie im Laufe des zwlften Jahrhunderts allmlig an die Stelle einer von den Geistlichen gepflegten, auch ihrem Hauptinhalte nach geistlichen Dichtung, die sich zunchst an das groe Werk des Welterlsers und an das Leben der Heiligen schlo. Die neuen ritterlichen Snger fhrten in Deutschland den Namen Minnesnger, weil der Hauptgegenstand ihres Gesanges die Mimte oder Liebe war. Sie war die Verehrung, welche der Schnheit und Milde, der Anmuth und Tugend der edelen Frauen als Pflegerinnen huslichen Glckes und huslicher Sitte in zarten Liedern dargebracht wurde. Im Mittelpunkte dieser Verehrung aber stand die Jungfrau Maria, die Mutter des Gottessohnes, die himm-lische Knigin, deren berirdischer Glanz verklrend auf alle irdischen Frauen niederstralt. Hunderte von solchen Dichtern werden genannt. Ihre Reihe beginnt mit Heinrich von Selbeck, ihm folgten Hartmann von der Aue, der zartfhlenbe pttfrieb von Straburg, der ernste und tiefe Wolfram von Eschenbach, der heitere Walther von der Vogelweide, srnmtlich aus dem Anfange des dreizehnten Jahrhunderts. Der Gesang wurde bald ein Haupterforderni bei den Festen, mit welchen das Leben in der Zeit der Waffenruhe verschnert werben sollte. Auch kamen die lieberreichen Snger zusammen zu einem poetischen Wettstreite. Ein solcher ist uns von einem Meister des fol-genben Jahrhunberts in bern sogenannten Gebichte vom Kriege auf der Wartburg", unter bern Lanbgrafen Hermann von Thringen, int Jahre 1206, geschilbert worben. Doch nicht die Liebe allein war Gegenstanb des Gesanges, sonbern auch die (Schnheiten der Natur, die Reize des Frhlings, die Helbenthaten der Ritter und ihre wnnberbaren Abenteuer. Besonbers in Schwaben, an den Hofen der bamaligen Kaiser, *) Von dem franzsischen Worte trouver, erfinden. 12*
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