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1. Abth. 2 - S. 11

1823 - Elberfeld : Büschler
Vi. Ztr. Karl V. bis zum westph. Fried 1520- 1648 11 solchem Streite am spitzfindigsten reden konnte. So wie es aber immer geschieht, daß der Geist und die Wahrheit verloren gehen, wo man viel Worte macht, so verschwand das milde einfache und wohlthätige Licht des christlichen Glaubens immer mehr aus der Wissenschaft, welche sie ihre Theologie nannten. Nun aber war schon in dem 15ten Jahrhundert ein neues Zeitalter für die Wissenschaften an- gebrochen, und eine hellere Ansicht der Welt hatte sich der Gemüthcr bemeistert. Es war eine Aufklärung im guten Sinne. Vor ihrem Lichte schon konnte die Scholastik m ih- rem geschmacklosen Gewände, mit der Wichtigkeit, die sie auf das Wort legte, und mit ihrer ganzen innern Leerheit, nicht bestehen; die besten Köpfe der Zeit wandten Ernst und Spott an, sie in ihrer Blöße darzustellen. Und die Geg- ner, die Vertheidigcr des Alten, suchten sich nicht etwa da- durch zu retten, was ihnen einzig Schutz gewahrt hatte, daß sie selbst das Licht in ihrer Wissenschaft aufsuchten und sie in sich selbst läuterten, sondern mit blindem, poltern- dem Eifer wollten sie die hereinbrechenden Strahlen des neuen Morgens gewaltsam zurückscheuchen; ein nichtiges Streben, welches zu allen Zeiten ohnmächtig zu Schanden geworden ist. In Deutschland war cs vorzüglich Reucklin, ei- tler der ersten Gelehrten welche unser Vaterland jemahts hervorgebracht hat, der das neue Licht der Wissenschaften verbreitete; ein Mann von so umfassendem Geiste, daß man von ihm gesagt hat, er vereinige alle Bildung und alle Kenntnisse und Gelehrsamkeit, welche damahls in der christ- lichen Welt gefunden wurden, zusammen, und beziehe die- ses Alles nicht etwa auf den Prunk und die Eitelkeit des Wissens, sondern auf die höchste Erkenutniß, auf die des Menschen, der Natur und der Gottheit. Auch gegen die- sen Mann eiferten viele der Theologen mit der größten Lei- denschaft, obwohl er 'vor der Zeit der Reformation lebte und keinen Th eil an ihr genommen hat. Zwar waren nicht alle Kirchenvorsteher so finster gesinnt; der oben genannte Bischof von Augsburg, Christoph v. Stadian, hi-elt es nicht unter seiner Würde, eine Reise von sieben Tagen zu machen, um den berühmten Erasmus von Rotterdam in Freibnrg kennen zu lernen, und Johann v. Dalberg, Bischof in Worms^ legte eine Bibliothek der besten Schrift- steller an, und liebte die Wissenschaften so sehr, daß er selbst Mitglied der von dem Dichter Konradceltes gestifteten Rheinischen Gelehrten-Gesellschaft wurde. Allein die Zahl dieser Verständigen war zu klein gegen die Eiferer, welche blind und thöricht, ans Haß des Lichtes, Gutes und Böses unter einander mengend, ihr eignes Reich zerstörten^
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