1823 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Vi. Ztr. Karl V. bis zum wcstph. Fried. 1520 — 1648. 31
8. Die ersten Bündnisse der protestantischen
Fürsten.
In unserm Vaterlande hatten indeß viele Fürsten schon
öffentlich die neue Lehre in ihren Landern eingeführt. Ei-
ner der eifrigsten war der junge Landgraf Philipp der
Großmüthige von Hessen; dieser drang auch beiden
übrigen Fürsten, welche mit ihm gleich gesinnt waren, dar-
auf, daß sie ein Büudniß zu gegenseitigem Schutze schlie-
ßen sollten, wenn etwa die Gegner das Wormser Edict
mit Gewalt durchzuführen versuchten. Seine Sorge war
nicht ungegründet. Schon hatten mehrere andersgesinnte
Fürsten zu Leipzig eine Zusammenkunft gehalten und über
die gemeinschaftliche Vertheidigung ihrer Länder gegen das
Eindringen jeder Neuerung gerathschlagt; sie hatten den
Kaiser um Beistand angerufen, und dieser hatte in seiner
Antwort von „Ausrottung der Irrthümmer der lutheri-
schen Sekte" gesprochen. Es wurde also im I. 1526 zu
Torgau ein Bündniß errichtet zwischen dem Churfür-
sten von Sachsen, Johann dem Standhaften,—
Friedrich der Weise war 1525 gestorben, — Philipp von
Hessen, den Herzogen von Braunschweig - Lüneburg, dem
Herzog Heinrich von Mecklenburg, Fürsten Wolfgang von
Anhalt, Grafen Gebhard und Albrccht von Mansfeld und
der freien Reichsstadt Magdeburg. Auch der Markgraf
Albrecht von Brandenburg, ehemals Meister des deutschen
Ordens, nun Herzog in Preußen, hatte die neue Lehre
eingeführt, und schloß ein besonderes Bündniß mit dem
Churfürsten von Sachsen.
Der Kaiser, der damahls noch in Spanien und mit dem ge-
fangenen König Franz beschäftigt war, und bald darauf,
nach dessen Loslassung, einem neuen Kriege mit ihm entge-
gensah, vertröstete die Deutschen, welche ihn zur Beilegung
der Händel herbeiwünschten, mit einem neuen Reichstage,
sobald er irgend Muße finde, zu ihnen zu kommen. Indeß
ließ er im Jahr 1529 vorläufig einen Reichstag zu
Spei er halten. Dieser machte aber den Riß zwischen bei-
den Partheien nur größer, denn ergab der neuen einen Na-
men. Die Mehrheit der Stände, welche katholisch war, faß-
te den Beschluß : „Es solle bei dem Wormser Edicte bleiben,
die Messe beibehalten werden, und die, bei denen die neue
Lehre Eingang gefunden habe, sollten sich aller Neuerungen
enthalten; keiner solle übrigens des andern Unterthanen, des
Glaubens halber, in Schutz wider ihre Obrigkeit nehmen."
— Mit diesem Schluffe waren die lutherisch Gesinnten unzu-
frieden, und legten eine förmliche Verwahrung, Protestation,