1823 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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Der schmalkaldische Krieg 1546 und 47.
dar, als er die Stände seines Landes zusammenrief, um
ihre Einwilligung zu diesem Unternehmenzu erhalten; denn
ohne sie durfte er so wichtigen Handel nicht anfangen.
Er bot alle Kunst der Rede auf, einen Schein des Rechtes
auf sein Betragen und seine Wünsche zu werfen. Am mei-
sten entschied aber der plötzliche Einfall von Ferdinands
leichten ungarischen Reutern, die von Böhmen hereinbra-
chen; vor diesen wilden Horden ging ein furchtbarer Schre-
cken her, und es schien eine Wohltbat, Moritzens sächsischen
Kriegern sich zu ergeben; bald war das Churfürstenthum,
bis auf Wittenberg, Eisenach und Gotha, in des Herzogs
Händen. — Aber die Stimme des Volkes in diesen Ländern
verdammte sein Beginnen dennoch; es erschien ihnen als
ein Verratb an dem evangelischen Glauben, und von den
Kanzeln, so wie in Schriften, wurde dasselbe sehr hart
gescholten. ^ N
Jetzt kehrte auch der Churfürst voll bitteres Uumuthes
zurück; es war im December 1546. Es gelang ihm, sein
Land bald wieder zu erobern und von des Herzogs Lande
auch einen Theil einzunehmcn, nachdem erden Markgrafen
Albrecht von Brandenburg, der seinem Freunde Moritz vom
Kaiser zu Hülfe geschickt war , inrochktz überfallen und ge-
fangen genommen hatte. Don Böhmen aus konnte Moritz
auch keine Hülfe erhalten, denn die böhmischen Stände
weigerten sich, gegen ihre sächsischen Glaubensbrüder zu
Felde zu ziehen, und der König Ferdinand fing selbst an
um sein Land besorgt zu seyn, schon war es fast zum of-
fenbaren Aufstande gediehen. So kam es dahin, daß der
Herzog Moritz von seinem eigenen Lande nur noch die Städte
Dresden, Pirna, Zwickau und Leipzig übrig hatte und
seine einzige Hoffnung auf den Kaiser Karl setzen mußte.
Der Aarfer straft die oberländifche Städte. —
Karl war unterdeß beschäftigt, die protestantischen Städte
in Süddeutschland zu unterwerfen. Es war kein leichtes
Unternehmen, denn diese Städte waren nach der damali-
gen Weise sehr fest und konnten lange widerstehen, und
indeß konnten sich die Fürsten in Rorddeutschlayd zu dem >
neuen Feldzuge rüsten. Allein es war, als wenn Muth
und Besonnenheit aufeinmahlvon Allengewichen sey; wo-
hin der Kaiser kam, unterwarfen sich ihm die Städte. Bop,
singen, Nördlingen, Dünkelsbühl und Rothenburg öffneten
ihm ohne Schwerdstreich ihre Thore; das mächtige Ulm
sandte Boten, welche knieend, auf freiem Felde, in spa-
nischer Sprache, (dieses wurde ihnen mit Recht von
den Bundesgenossen sehr übel gedeutet), um Gnade flehte»,
und zahlte 100,000 Goldguldeu als Buße. Frankfurt zahlte