1823 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
jfio Vi. Atr. Karl V. bis znm westpy. Fried. 15ä) — 1645.
die Reuter aber, den Feind durch kleine Gefechte aufzu-
halten; das Geschütz war schon nach Wittenberg voraus-
geschickt. Die Kaiserlichen eilten den Sachsen eben so schnell
nach und ereilten sie aufder Lochauer Haide; und ob-
gleich auch ihr Geschütz und selbst der größte Theil des Fuß-
volks noch zurück war, so gab der Kaiser, aus Alba's Rath,
dennoch Befehl zum Angriff. Die spanischen und neapoli-
tanischen Reuter drangen gewaltig ein; Herzog Moritz
selbst focht unter den Vordersten; die sächsischen Reuter ka-
men in Verwirrung und "stürzten sich auf ihr eignes Fuß-
volk, welches in Eile am Saume eines Waldes in Schlacht-
ordnung gestellt war. Der Churfürst befehligte von einem
Wagen herab, weil sein schwerer Körper ihn am Reiten
verhinderte; der Kaiser dagegen, dem man an diesem Tage
die Kränklichkeit seines Körpers nicht ansah, ritt auf einem
andalusischen Roffe, in der rechten Hand die Lanze haltend,
in weithin schimmerndem, vergoldetem Helme und Panzer,
und das Kriegsfeuer aus seinem Auge strahlend. — Mit
dem furchtbaren Kriegsgeschrei Hispania! Hispania! durch-
brachen die Kaiserlichen auch das sächsische Fußvolk. Es
floh nach allen Seiten; Verwirrung und Schrecken überall!
Durch die ganze Haide hin wurden die Fliehenden erschla-
gen und bedeckten eine lange Strecke von Koßdorf das gen
Falkenburg und Beiersdorf hin. Einer der Söhne des
Churfürsten wurde von den Verfolgern ereilt; er verthei-
digte sich tapfer, erschoß, durch zwei harte Hiebe vom Pferde
sinkend, noch im Fallen einen Feind, und ward glücklich
durch herbeisprengede sächsische Reuter gerettet. Sein Va-
ter aber entkam nicht. Er hatte einen schweren, friesischen
Hengst bestiegen, wurde aber von den leichten Reuternein-
geholt und indem er um sich schlug, von einem Ungarn in
die linke Backe gehauen. Das Blut rann über sein Gesicht,
er wollte sich dennoch nicht ergeben; da drängte sich ein Rit-
ter des Herzogs Moritz, Thilo .von Dro d t, durch die
Ungarn, und rief ihn auf deutsch an, seines Lebens zu
schönen. Diesem, „weil er ein Deutscher sey," gab er
sich gefangen, und zog, als Wahrzeichen dessen zwei Ringe
vom Finger, die er ihm reichte. Der Ritter brachte ihn
zum Herzog von Alba, und dieser auf sein wiederholtes
Verlangen, zu dem Kaiser, der mitten in der Haide zu Pferde
hielt. Johann Friedrich, wie er herankam, seufzte tiefund
sprach, die Augen gegen den Hiumel gerichtet: „Herr Gott,
erbarme dich meiner/nun bin ich bieff!" Sein Anölick mußte
die Umstehenden erschüttern; sein Gesicht blutete, sein
Panzerhemd war mit Blut befleckt. Er stieg mit Hülfe des
Herzogs Alba vom Pferde nnb wollte vor dkm Kaiser auf