1823 -
Elberfeld
: Büschler
- Autor: Kohlrausch, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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F e r ft t it fl it b L
gen, und die große Klugheit, welchem dem Orden war-
machte seine Bemühungen tief eindringend. Er ist eine
Haupttriebfeder in der Entwickelung der neueren Zeiten ge-
worden. — Es darfnicht vergessen werden, daß der Or-
den sich zu seiner Zeit wesentliche Verdienste um die Erzie-
hung der Jugend erworben hat, und wenn die ganze Bil-
dung der katholischen Welt in den neueren Jahrhunderten
über der am En de des Mittelalters steht, so hat sie es
vorzüglich der Gesellschaft Jesu zu verdanken. Ware die
ganze Richtung dieser Gesellschaft eine mehr innere gewor-
den, hatte sie sich auf das Gebiet des Geistes beschränkt-
wäre ihre Sittenlehre eben so "einfach und gerade gewesen,
als ihr Wissen umfassend, und hatte sie nicht in die- Regie-
rung der Staaten mit unsichtbarem Arme eingreifen wollen,
so würde die ganze katholische Welt nngetheilt ihr Andenken
segnen. In der Geschichte werden sie uns noch mehrmah-
len als wirksame Mitspieler großer Begebenheiten ent-
gegentreten.
Der Kaiser Ferdinand lernte ihren Einsiuß zuerst recht
klar auf dem, wieder in Thätigkeit getretenen, Eoncilio zu
Trient kennen. Es ging hier nicht nach Ferdinands Wun-
sche. Zur Beruhigung der Gemüther in seinen Erbstaaten,
in der Hoffnung, vielleicht alle Spaltung zu verhüten,
ließ er durch ferne Gesandten recht dringend einige Punkte
zur Sprache bringen, von denen er sich die woblthärigste
Wirkung versprach; sie betrafen den Kelch im Abend-
mahl uno dre Priesterehe, deren Bewilligung für die neuen
Parlyeren, wir er sagte, ja nur von der Gnade der Kirche
abhänge. Auch dre varrischen und französischen Gesandten
stimmten dafür, und letztere schlossen ihr Gutachten so:
„Dieses können wir mir guter Treue und Glauben verspre-
chen, daß zu dieser Zeit nichts dienlicher fid, die Gemüther
der Christen miteinander auszusöhnen, die Religionsunru-
hen zu stillen und die Unsrigeu der ihrem Glauben zu erhal-
ten, diejenigen dre bereits abgefallen sind, zurückzuführen,
als wenn vie gerechte uno christliche Bitte der kaiserlichen
Gesandten gewahrt wird." — Allein, wre wenig ern schar-
fes und richtiges Urtheil über unsere Verhältnisse von einer
Versammlung zu erwarten war, welche größtentheils aus
Ausländern und mit der Etgenthümlichrert der deutschen
Angelegenheiten unbekannten Männern bestand, bezeugen
die kaiserlichen Gesandten, unter denen 4 Bischöfe
waren, in einem Berichte an ihren Herrn : „Nun sehen
wir cs freilich einschreiben sie, „und wir greifen es
gleichsam mit Händen, ob wir es gleich ohne großen Schmerz
nicht sagen können, daß dahier ohne große Praktiken nichts
Kohlr.d. E. rr Lh. zle Aufl. 0